Abschiebungen

Erjan soll bleiben
von am 27. März 2011 veröffentlicht in Soziale Bewegungen

Rund 30 Menschen stehen in der Stadt Göttingen noch auf der Liste der Roma, die in das Kosovo abgeschoben werden sollen. Sie werden in Göttingen nur gedultet und könnten jederzeit deportiert werden. In der Lokhalle haben am Sonntag Eltern und Kinder für einen gesicherten Aufenthaltsstatus eines Mitschülers demonstriert.

Breit grinsend steht Moderator Gerd-Peter Münden vor weit über 1000 Grundschulkindern in der Göttinger Lokhalle. „Wir sind stolz darauf, Niedersachsen zu sein“, ruft er in die Menge. Münden ist Initiator des niedersachsenweiten Projekts „Klasse! Wir singen“, das in vielen Städten Liederfeste organisiert hat. „Wir finden es wichtig, dass ein Kind eine Heimat hat“, sagt Münden. „Ein Kind, das Wurzeln hat, wird nicht umgeschmissen.“ Dann singt er gemeinsam mit den Kindern aus den Klassen 1 bis 7 aus den Landkreisen Northeim, Osterode und Göttingen das Heimatlied „Kein Schöner Land.“ Unter ihnen auch der achtjährige Erjan I., dem die Abschiebung droht.

Im Foyer der Lokhalle stehen Kinder und Eltern der Klasse 1b der Göttinger Leinebergschule und halten ein Transparent hoch. „Keine Abschiebung! Erjan soll bleiben“ steht darauf. Sie fordern ein dauerhaftes Bleiberecht für ihren Mitschüler und seine neunköpfige Familie.

Seit 1 ½ Jahren steht sie auf der Liste der rund 30 Personen aus der Stadt Göttingen, die in das Kosovo abgeschoben werden sollen. Die Familie gilt als geduldet und erhält jeweils Aufenthaltsgenehmigungen, die für nur einen Monat gültig sind. „Eine Abschiebung droht nicht akut, schwebt aber wie ein Damoklesschwert über der Familie“, sagt Patrick von Brandt von der Elterninitiative. „Die ständig drohende Abschiebung ins nackte Elend ist eine unerträgliche Belastung für die Schüler und ihre Familien“, ergänzt Barbara Nägele von der Initiative.

Zwar hat das niedersächsische Innenministerium beschlossen, „gut integrierten geduldeten ausländischen Jugendlichen“ ein eigenständiges Aufenthaltsrecht zu genehmigen. Doch für Erjan gilt das nicht: er ist zu jung. Mindestens 15 müssen die Jugendlichen sein, um den Antrag stellen zu können. Erjan könnte demnach abgeschoben werden, trotzdem er hier geboren wurde.

„Keine Hinweise“ hat der Leiter des Fachbereichs Ordnung der Stadt, Manfred Kuhlmann, darauf, dass in naher Zukunft Abschiebungen aus Göttingen geplant sind. Diese würden vom Land angewiesen, so Kuhlmann: „Wir haben noch keine Nachricht bekommen, dass Rückführungen geplant sind.“

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