Kampagne "Here to Stay"

Erneut auf die Barrikaden
von am 17. Dezember 2010 veröffentlicht in Soziale Bewegungen, Titelstory

Die Auseinandersetzungen zwischen den selbstverwalteten Studi-Wohnheimen und dem Studentenwerk flammen wieder auf. Die Kampagne Here to Stay beklagt, das Studentenwerk würde hinter bereits getroffene Absprachen zurückfallen. Am Samstag will Here to Stay mit einer Demonstration darauf aufmerksam machen.

Vor einem Jahr schien es so, als seien die Streitigkeiten mit dem Studentenwerk fürs erste beendet. Here to Stay, ein Zusammenschluß mehrerer selbstverwalteter Häuser, hatte sich mit dem Vermieter der Häuser geeinigt. Die selbstverwalteten Strukturen, die zuvor durch das Studentenwerk abgeschafft werden sollten, schienen gerettet.

Einem Mietvertragsentwurf, der die mündlichen Absprachen in Paragraphen festhielt, hat das Studentenwerk im September einen eigenen Entwurf entgegen gesetzt. Nach Angaben von Here to Stay fällt dieser „inhaltlich weit hinter die bereits mündlich getroffenen Vereinbarungen“ zurück. Die Definition von Selbstverwaltung des Studentenwerks stünde dem Verständnis von Here to Stay entgegen, teilte die Kampagne mit.

Das äußere sich darin, dass die freie Wahl von Mitbewohner_innen „faktisch stark eingeschränkt“ und den Häusern die „Mitbestimmung über die Verwendung selbst aufgebrachter Mittel für Sanierungsmaßnahmen“ entzogen würden.

Kommentar

Die Bewohner_innen der selbstverwalteten Wohnheime genießen eine Menge Privilegien, die die Studis in den „normalen“ Wohnheimen nicht für sich in Anspruch nehmen können. Das ist unfair. Aber warum ist das überhaupt so? Weil die Bewohner_innen sich organisiert haben und gegenüber dem Studentenwerk für ihre Interessen eingetreten sind. Mit genau den Mitteln, mit denen sie jetzt gegen die Verschlechterung der Mietbedingungen kämpfen. Darum ist es falsch, die Angleichung der Bedingungen auf unterem Niveau zu fordern: vielmehr wären die Bewohner_innen der anderen Wohnheime (wie auch alle anderen Mieter_innen) gut damit beraten, sich ihrerseits zu organisieren und für bessere Bedingungen zu kämpfen.

Die Wohnkollektive in den selbstverwalteten Häusern in der Burgstraße, Gosslerstrasse, Gotmarstraße, Kreuzbergring und der Roten Straße versuchen seit jeher, sich der Kontrolle durch den Vermieter Studentenwerk weitestgehend zu entziehen. So legen sie zum Beispiel großen Wert darauf, sich ihre Mitbewohner_innen selbstständig auszusuchen.

In den vergangenen Jahren hatte das Studentenwerk versucht, die Rechte der in den Häusern Wohnenden einzuschränken. Das zeigt sich in den angestrebten Veränderungen der Mietverträge, aber auch darin, dass an den Häusern aufgehangene Plakate entfernt und WGs abgemahnt werden, weil die Transparente aus den Fenstern hängen.

Gegen die aktuellen Versuche des Studentenwerks, restriktivere Mietverträge durchzusetzen, ruft die Kampagne Here to Stay zu Protesten auf. Am Samstag soll um 15.30 Uhr demonstriert werden – „in der Nähe des Weihnachtsmarktes“. Das soll jedoch nur der Anfang sein: Here to Stay verspricht eine „politisch forcierte Auseinandersetzung mit der rein leistungsbezogenen Effizienzkultur in Stadt und Universitätsbetrieb.“

Here to Stay fordert vom Studentenwerk im Einzelnen:

1) Selbstverwaltung und Mitbestimmung über Mittel für Gebäudesanierung.
2) Transparenz der selbst aufgewendeten Rücklagenbildung für Sanierungen.
3) Kein Vetorecht des Studentenwerks bei der Auswahl von Mitbewohner*Innen.
4) Keine Dokumentationspflicht über die intern organisierte Wohnstruktur.

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4 Kommentare auf "Erneut auf die Barrikaden"

  1. cyberpunk sagt:

    In diesem Zusammenhang möchte ich mal auf den Kauf der Gotmar 10 hinweisen. Guckst Du oder in die aktuelle GöDru.

  2. Solidarität sagt:

    Ich glaub, dass soll nur ’ne Kundgebung sein. Trotzdem alle vorbeischauen :).

  3. Rakete sagt:

    OK, Definitionssache. Ich würde ja sagen, Kundgebung ist eine Form der Demonstration 🙂

  4. ich sagt:

    würd mal gern wieder ne rakete abfeuern!

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