„Street Wars – das Ungeziefer schlägt zurück!“*
von am 28. April 2010 veröffentlicht in städtisches, Texte

Das Göttinger Café Cron und Lanz ist um geschätzte 10.000 € ärmer. Unbekannte warfen in der Nacht zum Dienstag ein Schaufenster mit Steinen ein. Vorhergegangen waren Äußerungen der Geschäftsführerin, die im Göttinger Tageblatt Obdachlose mit Ungeziefer verglichen hatte. Wir erinnern uns: Im GT vom 19.4.2010 wurde die Inhaberin, Ulrike Grummes-Salamon, mit den Worten zitiert, „es läuft viel Dreck rum in der Göttinger Innenstadt“. Außerdem würden „die vielen Bettler“ ihr Probleme bereiten, von denen einige „wie Ungeziefer“ seien. Damit zog sie von vielen Seiten Kritik auf sich, außerdem prüfte die Staatsanwaltschaft, ob diese Äußerungen den Tatbestand der Volksverhetzung erfüllen – was sie, wie kürzlich bekannt wurde, nicht tun. Vor allem Lokalpolitiker_innen wählten scharfe Worte und kritisierten die Äußerungen als das was sie sind, nämlich Begriffe der menschenverachtenden Terminologie des NS.

Aufgrund der massiven Kritik ruderte Grummes-Salamon wenige Tage später zurück. Sie entschuldigte sich und distanzierte sich von ihren Äußerungen. „Ich hatte nicht die Absicht, Menschen verachtend zu behandeln“ wird sie im Göttinger Tageblatt zitiert. Dennoch wurde das Cafe am vergangenen Samstag zur Zielscheibe des Protests. Vor dem Cafe postierte sich eine Gruppe von Protestierenden mit einem Transparent und verteilte ein Flugblatt, in dem die Gäste und Passanten auf die Äußerungen Grummes-Salamons hingewiesen wurden. Darin wird auch der Umgang der Firma mit der eigenen NS-Vergangenheit und rassistische und sexistische Diskriminierung thematisiert. So seien in der Vergangenheit stillende Mütter und homosexuelle Paare des Hauses verwiesen worden, außerdem würden dort – trotz Hinweisen auf den rassistischen Charakter des Namens – Waren mit der Bezeichnung „lustige Mohrenköpfe“ verkauft, heisst es darin. Die Polizei griff mit hoher Mannstärke ein, beschlagnahmte die Flugblätter und sprach den Protestierenden Platzverweise aus.


Wieder repariert: Die Schaufenster von Cron & Lanz

Wie die Polizei gestern mitteilte, sollen nun Unbekannte in der Nacht von Montag auf Dienstag die „Schaufensterscheibe eines Göttinger Cafehauses in der Weender Straße mit Pflastersteinen beworfen und erheblich beschädigt“ haben. Sie vermute weiterhin einen politischen Hintergrund im Zusammenhang mit „von der Mitinhaberin in einem Zeitungsinterview getätigten Äußerungen im Zusammenhang mit „Bettlern“ in der Göttinger Innenstadt“. Der Sachschaden soll sich auf ca. 10.000 € belaufen. Offensichtlich handelt es sich hierbei um das Cafe Cron und Lanz, welches das Ziel der Pflastersteinattacke war. Ein politischer Hintergund der Tat liegt zwar nahe, ist allerdings keineswegs zwingend: Schliesslich kommen auch Täter_innen in betracht, die sich von den Beleidigungen Grummes-Salamons rächen wollten, oder solche, die sich mit der Aktion einfach Zugang zu einem hinter der Scheibe aufgebahrten Stückchen Baumkuchen verschaffen wollten. Dennoch hat die Staatsschutzabteilung die Ermittlungen übernommen.


*anonymer Kommentar unter einem Online-Artikel des GT über den Glasbruch bei Cron und Lanz.

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2 Kommentare auf "„Street Wars – das Ungeziefer schlägt zurück!“*"

  1. idiot ballroom sagt:

    yeah! mein blödes commentspaltendingens hats auf MOG geschafft. Möge der Dreck mit dir sein!!

  2. menschen aus göttingen sagt:

    An dieser Stelle sei gesagt, dass sich die Ungezieferfrühstückler gegen den gewalttätigen Protest gegen cron & ranz ausgesprochen haben!
    Gewalt ist kein probates Mittel für politischen- wie gesellschaftlichen Widerstand!

    Auch eine Grummes-Salomon hat ein Anrecht auf die Unversehrtheit ihres Besitzes.

    Wir rufen zum friedlichen Widerstand, zum Boykott und zu jeglichem, legalen Mittel des Widerstandes gegen faschistische oder rassistische Regungen bei Cron & Ranz auf!

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