Do. 15.04.: Vortrag zu schwuler Männlichkeit und HIV (ZHG 002)
von trampelfant am 9. April 2010 veröffentlicht in Diskussion, Termine, VortragAufgepasst!
Phil C. Langer hält an diesem Abend einen Vortrag über den Einfluss von Männlichkeitsbildern auf das sexuelle Risikoverhalten von schwulen und bisexuellen Männern
„Männlichkeit“ stellt für schwule und bisexuelle Männer eine tief greifende Herausforderung dar. In heterosexuellen Mehrheitsgesellschaften, die über die Differenz von „Mann“ und „Frau“ soziale und politische Machtverhältnisse begründen, wurde und wird die Männlichkeit von homosexuell lebenden Menschen in Frage gestellt oder negiert. Die queere Inszenierung von Geschlechtlichkeit im „Drag“ und die Fetischisierung von „harter“ Männlichkeit in der schwulen Leder- und Skinheadkultur lassen sich als subkulturelle Reaktionen auf diese heteronormativen Diskurse und Praktiken verstehen. Eine einfache Identifizierung mit den soziokulturell anerkannten Repräsentationen von Männlichkeit ist für die meisten Schwulen und Bisexuellen kaum möglich. Die Frage, wie männlich ich bin (sein kann, muss oder möchte), wird für sie zu einem lebenslangen Thema, das sich in die sexuelle Identität einschreibt, diese oft höchst problematisch erscheinen lässt und weit reichende gesundheitliche Folgen zeitigen kann.
Vor dem Hintergrund des aktuellen HIV-Infektionsgeschehens geht der Vortrag dem Einfluss der angedeuteten Männlichkeitsanforderungen auf das sexuelle Risikoverhalten von Schwulen und Bisexuellen nach. Er möchte zu einem Verständnis beitragen, wie die zumeist unbewusste und unreflektierte Verinnerlichung heteronormativer Bilder von Männlichkeit „verwundbar“ (gemacht) werden für HIV und AIDS. (…)
Ziel ist es, gemeinsam zu diskutieren, welche Perspektiven und konkrete Strategien möglich und lebbar sind, um zu einer (selbst-)bewussten Identität als schwuler und bisexueller Mann/“Mann“ zu gelangen, um jene Ohnmacht zu durchbrechen, die sich in einem Interviewzitat paradigmatisch äußerte: „Ich vergleich mich mit nem Contergan. Ein Contergan kann nichts dafür, dass er ohne Ärmchen geboren wird. Er kann nichts dafür. Er kann es nicht ändern. Es is so, und er muss jetzt damit klarkommen. Aber es, es ist ja nicht die Regel. Es ist ja nicht das Normale. Das normale Bild von nem Mann.“
Ankündigungstext hin und wech – Schwule lieben in Niedersachsen
Phil C. Langer ist seit 2004 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Lehrbeauftragter am Department Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Arbeitsschwerpunkte: Gesundheit, Gender, Nationalsozialismus/Holocaust, Qualitative Methoden. 2002 promovierte er in Germanistik und 2009 promovierte er in Psychologie zu HIV-bezogenen Vulnerabilitätsstrukturen in homosexuellen Lebenskontexten.
Donnerstag | 15.04.2010 | 20:00h | ZHG 002 (Zentrales Hörsaalgebäude der Uni Göttingen, Platz der Göttinger Sieben) | Eintritt frei!