Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945
von Rakete am 5. Januar 2010 veröffentlicht in PolitikDie sehenswerte Ausstellung zur Zwangsarbeit im National- Sozialismus ist ab Montag in den Berufsbildenden Schulen (BBS) 2 zu sehen. Gleichzeitig findet ein umfassendes Begleitprogramm statt.
Im zweiten Weltkrieg von den Nazis deportiert, verrichteten Zwangsarbeitende in Deutschland ihre Arbeit. Miserabel bezahlt, teilweise mishandelt, gegen ihren Willen hier festgehalten. Die meisten noch heute ohne Entschädigung. Eine Wanderausstellung dokumentiert nun das Schicksal der ZwangsarbeiterInnen in Südniedersachsen. Vom 17. August bis zum 9. September ist die Ausstellung, die von den Geschichtswerkstätten Göttingen und Duderstadt in Zusammenarbeit mit internationalen Akteuren erstellt wurde, in Göttingen zu sehen.
Angehörige von mindestens 16 Nationen leisteten während der Zeit des Nationalsozialismus in Südniedersachsen Zwangsarbeit, es waren zwischen 50.000 und 60.000 Menschen im Gebiet der heutigen Landkreise Northeim und Göttingen. Ausländische Zwangsarbeitende arbeiteten in fast jedem Wirtschaftsbereich: in Gaststätten und Krankenhäusern, in der Landwirtschaft und bei der Müllabfuhr, in Steinbrüchen, kirchlichen Einrichtungen und in Privathaushalten.
Diese Station informiert über die Zwangsarbeit von KZ-Häftlingen
Die Ausstellung zeigt in 13 thematischen Stationen das Ausmaß, die Bedeutung und die Vielfältigkeit von Zwangsarbeit am regionalen Beispiel Südniedersachsen. Im Mittelpunkt stehen die Biografien ehemaliger Zwangsarbeitender aus fünf europäischen Ländern. Um den Stellenwert dieser Erfahrung im Leben der Betroffenen kenntlich zu machen, werden ihre gesamten Lebensläufe, weit über den Abschnitt der Zwangsarbeit in Deutschland hinaus, dargestellt. Die Spur der Lebensgeschichten ermöglicht einen Blick auf die europäische Dimension der NS-Zwangsarbeit.
Die Ausstellung ist interaktiv und multimedial. Neben Texten, Bildern und historischen Dokumenten zeigt sie in Schubladen und Vitrinenfenstern Objekte, die mit dem Thema verbunden sind. In Multimediastationen werden weitere Dokumente zugänglich gemacht, vor allem aber die autobiografischen Zeugnisse der Betroffenen präsentiert. In zahlreichen lebensgeschichtlichen Filminterviews berichten ehemalige Zwangsarbeitende anschaulich von ihren Erfahrungen. Um die europäischen Dimension des Themas zu betonen, ist die Ausstellung von einem internationalen Wissenschaftlerteam konzipiert worden. Studierende der Fachhochschule Hannover erarbeiteten das Design und die multimediale Präsentation der Ausstellung. Die Ausstellung ist als Wanderausstellung angelegt und wird in weiteren Orten Südniedersachsens gezeigt werden.
Peitsche, mit der die Zwangsarbeiterin Wiktoria Delimat geschlagen wurde
Anschrift und Öffnungszeiten:
Ausstellung „Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit. Südniedersachsen 1939-1945“
in der Mediothek der BBS II – Berufsbildende Schulen II – Godehardstraße 11, 37081 Göttingen
17. August – 9. September 2010
Mo, Mi, Do: 8-16 Uhr
Di, Fr: 8-14 Uhr
Sa, 21.8. und 4.9. : 8-12 Uhr
Der Eintritt ist frei. Spenden sind erwünscht.
Begleitprogramm zur Ausstellung
Montag, 16. August 2010
Feierliche Eröffnung der Ausstellung mit musikalischer Begleitung.
Ab 18.30 Uhr in der BBS II, Godehardstr. 11, Göttingen
Donnerstag, 19. August 2010
Theatervorführung : „Die Besserung“
Stück nach Berichten ehemaliger Häftlinge des Jugendkonzentrationslagers Moringen. Von „stille hunde“ theaterproduktionen. Dauer: ca. eine Stunde
19:00 Uhr, Mediothek der BBS II – Berufsbildende Schulen II Göttingen, Godehardstr. 11,
Eintritt 8 Euro, SchülerInnen 5 Euro, Veranstalterin: BBS II
Dienstag, 24. August 2010
Zeitzeugengespräch mit der ehemaligen Zwangsarbeiterin Bronislawa Burek aus Polen
19.00 Uhr, Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Die 1925 geborene Bronislawa Burek erzählt die Geschichte ihrer Zwangsarbeit in der Zuckerfabrik Obernjesa und auf Bauernhöfen sowie in einer Bäckerei in Ebergötzen.
Eintritt frei. Veranstalterinnen: Geschichtswerkstatt Göttingen e.V. und Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V.
Samstag, 28. August 2010
Stadtrundgang zu Fuß und mit dem Fahrrad
„Von der Konditorei zur Messtechnik“: NS-Zwangsarbeit in Göttingen
Start: 14.00 Uhr am Göttinger Marktplatz (Gänseliesel)
Fahrräder bitte in der Prinzenstraße / Goetheallee parken.
Dauer: ca. 2 Stunden (1 Std. zu Fuß / 1 Std. mit dem Fahrrad)
Der Rundgang wird in zwei Teilen durchgeführt. Zunächst geht es zu Fuß durch die Göttinger Innenstadt, anschließend mit dem Fahrrad zu etwas weniger zentral gelegenen Zielen. Über die folgenden Bereiche wird es Informationen geben:
* Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen im Göttinger Alltag
* Göttinger Kleinbetriebe: Konditorei, Bäckereien, Hotels etc.
* Unterkünfte und Lager für Zwangsarbeitende
* Eisenbahnbetriebe, Großwäscherei, Messtechnik
Eintritt frei. Veranstalterinnen: Geschichtswerkstatt Göttingen e.V. und Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V.
Donnerstag, 2. September 2010
Zeitzeugengespräch mit dem ehemaligen Zwangsarbeiter Cees Louwerse aus den Niederlanden
19.00 Uhr, Holbornsches Haus, Rote Straße 34, Göttingen
Der 1923 geborene Cees Louwerse erzählt die Geschichte seiner Zwangsarbeit in Göttingen und sein Überleben der Bombenangriffe von 1945 auf dem Göttinger Schützenplatz mit dem dortigen „Ostarbeiterlager“.
Eintritt frei. Veranstalterinnen: Geschichtswerkstatt Göttingen e.V. und Geschichtswerkstatt Duderstadt e.V.
Samstag, 4. September 2010
Stadtteilrundgang „Medizin und NS-Zwangsarbeit im alten Universitätsklinikum Göttingen“
Treffpunkt:14.00 Uhr, Goßlerstr / Ecke Käthe-Hamburger-Weg (an der Schranke)
Themen:
* Zwangssterilisationen an der Uni-Frauenklinik
* Hebammen in der NS-Zeit
* Zwangsarbeitende als PatientInnen und Personal im Klinikum
* Von der Rassenhygiene zur Humangenetik: der Lehrstuhl für Fritz Lenz 1946
Eintritt frei, Veranstalterin: Geschichtswerkstatt Göttingen e.V.
Donnerstag, 9. September 2010
„Bücher brennen“ – Szenische Lesung zu den Bücherverbrennungen von 1933
Von „stille hunde“ theaterproduktionen
19:00 Uhr, Mediothek der BBS II %u2013 Berufsbildenden Schulen II – Göttingen,
Godehardstr. 11,
Eintritt 10 Euro, SchülerInnen 8 Euro, Veranstalterin: BBS II
eigentlich ne tolle Sache…..nur schaffen es die Veranstalter wirklich, in dem Flyer das Wort „deutsch“ nicht einmal zu verwenden! So ist darin die Rede vom „besetzten Europa“, ohne die Besatzer zu benennen und auch die Herkunft des NS wird gekonnt nicht erwähnt. Auch der Titel (Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit) macht ja nicht gerade deutlich, dass es um Nicht-Deutsche geht, die von Deutschen zur Zwangsarbeit verschleppt wurden. Sätze wie der Einleitungssatz hier, der eine Verbindung zwischen Zwangsarbeit und deutschen Nachkriegswohlstand herstellt, fehlen komplett. Naja, sonst hätte es die Ausstellung wahrscheinlich nicht in die Lokhalle geschafft….also: trotzdem hingegen!
Ich find das auch ne gute Sache, nur glaube ich das das im Text erwähnte deutsche Wirtschaftstwunder nach dem zweiten weltkrieg statt fand und nicht im dierekten Zusammenhang mit den ZwangsarbeiterInnen der Nazis steht.
Doch, insofern, dass es das in diesem Ausmaß nie gegeben hätte, hätten die deutschen Unternehmen die Zwangsarbeiter zumindest nach dem Krieg entsprechend entlohnt / entschädigt. See: http://www.herbert-schui.de/veroeffentlichungen/andere-beitraege/aufsaetze-essays-andere-beitraege/archive/2008/april/article/zwangsarbeit-und-wirtschaftswunder.html?tx_ttnews%5Bday%5D=09&cHash=b51e0eef87
Hier eine Webseite für Besserwisser .- dann kann die Kritik losgehen!
http://www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu
Auszug davon:
Die Deutsche Reichsbahn (DR) beschäftigte selbst in hohem Maß Zwangsarbeitende. In Südniedersachsen gehörte sie mit dem Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) Göttingen, den Knotenbahnhöfen Kreiensen, Northeim und Göttingen und dem Reichsbahnkraftwagenausbesserungswerk (RKAW) Hedemünden zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region.
Die Austellung endet an diesem Wochenende und hat deshalb erweiterte Öffnungszeiten. Sa, 13. und So, 14. 2. jeweils von 10-17 Uhr geöffnet. Kostenlose öffentliche Führungen am 14. 2. um 11.00 Uhr und um 15.00 Uhr.