So. 26.10.: 31Knots im T-Keller
von John K. Doe am 21. Oktober 2008 veröffentlicht in Konzert, Theaterkeller, Tipp!Fast hätte ich das vergessen. Ein Konzert bei dem alle diejenigen, mit nur 45% brauchbaren Musikgeschmack sagen werden: besser wird es dieses Jahr nicht mehr. Wenn alles glatt geht. Bleiben wir trotz völliger Ergebenheit der Band gegenüber ehrlich. „Worried Well“ ist nicht der große Wurf von 31Knots aus Portland – erstmal. Aber zumindest was die Live-Darbietung der Band angeht, ist das auch völlig egal. Ich habe 31Knots jetzt dreimal gesehen und immer war die Band großartig, anders, bekloppt, ideenreich und theatralisch. Theatralisch auf die gute Art und Weise. Stoff bietet die Band genug, Autodidakten sollen sie sein, sich gegenseitig Gitarre und Bass beigebracht haben und zwar so, dass dem Instrumentekundigen Hören und Sehen vergeht, in Cocktailbars in Portland verdienen sie angeblich ihren Lebensunterhalt. Die Band ist fester Bestandteil der in Indiekreisen hippen Portland Szene, es gibt enge Verbindungen mit Menomena, The Shins und Decemberists – anscheinend kennt dort jeder jeden und alle standen in irgendwelchen Proberäumen schonmal zusammen.
Die Band schafft einen merkwürdigen Spagat – sie klingen auf jeder Platte anders und irgendwie sofort als 31Knots wiedererkennbar. Referenzpunkte müssen ausbleiben. Die Anzahl der Releases wird langsam unüberschaubar. Das leicht verdauliche „Talk Like Blood“ ist eine meiner meistgehörten Platten, eine unverschämte Ansammlung von Hits – so gut, dass Perlen wie „Climax – Anticlimax“ zu Unrecht untergehen. Der Nachfolger „The Days and Nights of Everything Anywhere“ verlangte dem Leichtkosthörer schon wieder deutlich mehr ab. „Worried Well“ ist nun so eine Schnittmenge aus beiden, die manchmal irritiert und deren Versatzstücke der leichten Kost nicht richtig zünden wollen – abgesehen von „Certificate“. Allerdings macht die Band eh Musik, der man mehrere Durchläufe genehmigen muss. Wer das „so nebenbei“ hört, der gehört gekreuzigt! „Worried Well“ macht durchaus Sinn, jedes Release stellte bisher einen neuen, ich nenne es mal, technischen Schritt dar – nur ist es diesmal nicht der große, den man betriebsblind einer Band dann abverlangt. Seit über 10 Jahren ist die Band aktiv, ist unterwegs und schafft es offenbar erst jetzt aus dem Schatten von 1000 Scheißbands die unsere Clubs in schöner Regelmäßigkeit verseuchen hervorzutreten.
Das unheimliche an der Band ist, dass neben diesen völlig souveränen Platten, Live völlig brilliert wird. Dabei gibt es natürlich Klamauk, aber eben angenehmer als der bisweilen nervige Rummelplatz einer Band wie W.I.F.S.
Am Sonntag spielen 31Knots im T-Keller, eines der lohnendsten Konzerte dieses Jahr!
wie zu erwarten ganz gaaaaaanz großes kino. „worried well“ steht momentan neben einigen anderen esenziellen (ich sage nur polyvinyl!) platten bei dis-records! hin da, sowieso!