Wir sind Monsters! (Teil 3)
von Rakete am 24. Dezember 2007 veröffentlicht in Gespräche, städtischesVor ziemlich genau vier Wochen wurde dieses Magazin ein Jahr alt, das dürfte den regelmässigen Leser_innen unserer Seite nicht entgangen sein. Einerseits ein Grund zum Feiern (an dieser Stelle noch einmal danke an alle Partygäste im Kabale!), andererseits Zeit für ein Resüme. Im ersten Teil dieser Interviewreihes klärten wir über die Anfänge des Magazins auf und überlegten uns, was wir eigentlich wollen. Teil zwei widmete sich der Kritik. In diesem dritten und zugleich dritten Teil stellen wir uns erneut die Frage, ob unsere Inhalte bei allen ankommen und begutachten die Entwicklung im letzten Jahr.
Wenn man sich mal unsere meistgelesenen Artikel anguckt, dann sind das alles linke Szene Themen. So zum Beispiel der Artikel zur Freiräumedemo im Oktober, die Texte und Bilder zum Antifee Festival und überraschender Weise die Ankündigung zur Antifaparty im November. Was kann man daraus jetzt ableiten? Werden wir unserem Anspruch, eine breite Leserschaft zu bedienen womöglich nicht gerecht? Und wenn das so ist, wie können wir das ändern?
Klaus: Durch unseren politischen Anspruch und unsere Inhalte sprechen wir nun mal einer eher in der linken Szene zu verortende Leserschaft an. Und ich möchte nicht darüber nachdenken müssen, politische Inhalte so zu verpacken oder auszuklammern, dass sich möglichst viele Menschen davon angesprochen bzw. nicht abgeschreckt fühlen.
Vielleicht könnte man durch einen funktionierenden Terminkalender mehr Leute auf die MOG-Seite aufmerksam machen, aber es sträubt sich in mir, sobald es um strategisches Vorgehen und Leserfang geht…. keine Ahnung.
Rakete: Das sehe ich anders. Ich finde auch das Wort „Leserfang“ hier nicht angebracht. Es war zumindest am Anfang mal unser Ziel, eben durch die Verortung irgendwo zwischen Subkultur und Mainstream ein breites Publikum anzusprechen. Also auch Leute, deren Horizont nicht hinterm T-Keller endet, sondern auch welche, die da noch nie waren und sich eher in Discos rum treiben. Ich habe keine Lust, nur den Leuten in der Linken widerzukäuen, was die meißten eh schon wissen. Das ist langweilig und hat nicht viel mit Erkenntnisgewinn zu tun. Da finde ich es schon viel spannender, mehr oder weniger unpolitische Leute für unsere Themen zu sensibilisieren.
Schmendi: Also wenn ich nicht versuche, mit dem was ich tue bzw. schreibe Menschen anzusprechen – dann kann ich es auch gleich sein lassen. Oder besser gesagt: dann mag es ein legitimer privater Spaß sein, aber keine politische Aktion. Und insofern hätte ich MOG auch immer als politisch verstanden – das wir eben nicht nur einfach eine Meinung wiedergeben, sondern vielleicht auch versuchen, die Hintergründe von Debatten transparent zu machen. Es gibt ja gute Gründe dafür, beispielsweise den Tag der deutschen Einheit doof zu finden oder auf bestimmte Formulierungen und Aussagen gereitzt zu reagieren.
Die hängen nicht zuletzt mit der Geschichte und den Erfahrungen der politischen Linken zusammen. Die aber saugen Kinder für gewöhnlich nicht mit der Mutterbrust auf (auch eine schwierige Formulierung übrigens), weshalb es mir wichtig scheint, sie transparent zu machen. Das könnte eine Aufgabe von MOG sein – aber das bedeutet natürlich auch, beim Schreiben das mitzudenken, was für einen selber oft als selbstverständlich gilt.
Fernseherin: Wir haben ja keine Ahnung, wer diese Artikel liest. Vielleicht irgendwelche Behörden, die sich eben für solche Themen interessieren? Könnte mir auch sehr gut vorstellen, dass Leute aus der „linken“ oder „poplinken“ Szene dem, was und wie da geschrieben wird, einfach einige Aufmerksamkeit widmen. Für Leute, die so „Szeneinfos“ (wenn man das so nennen möchte) nicht interessieren, gibt es genug andere interessante Termine und Artikel bei monsters.
Allein die Tatsache, dass Politik und Popkultur unter einem Dach versammelt sind, ist doch schon mal positiv zu bewerten. Madame X sucht im Netz nach ihrer Lieblingsband „the ABC“ und stösst dann bei monsters auf einen Artikel über Nationalimus oder Infos über das Antifee-Festival – auch so kann Politisierung stattfinden.
irrgärtnerin: Der Anspruch bzw. die Herausforderung, eine möglichst breite Leserschaft zu erreichen, ist für mich zwar auch wichtig, aber nicht zentral. Zentral für mich – und auch der ausschlaggebende Grund für meine Mitarbeit bei monsters – war viel mehr der Anspruch, möglichst viele Menschen für “linke” Themen zu interessieren oder überhaupt erst einmal zu sensibilisieren. Das kann meiner Ansicht nach aber nur gelingen, wenn die Artikel über “linke” Themen möglichst transparent und auch für Leute, die nicht so tief im Politik- und Szenegeklüngel drin stecken, verständlich sind. Das fängt bei der Wortwahl an, geht über die Ausformulierung von Abkürzungen und hört dann bei der Erklärung der Hintergründe auf. Zu banal darf es aber natürlich auch nicht werden. Ein Balanceakt – und eine Herausforderung eben.
Wie beurteilst du die Entwicklung von Monsters? Gab es überhaupt eine?
Fernseherin: Die Entwicklung beurteile Ich gut, monsters wird ja recht viel gelesen und auch von Außnstehenden diskutiert – ein sehr schöner Befund, denke Ich. Mir kommt es dann aber bei manchen Gelegenheiten ein wenig so vor als wäre monsters nur eine Netznische zum Theorie-Posen für linke Blogger_innen. Es verirren sich aber ja auch mal sogenannte normale Menschen auf die Site, die mit John K. Does Beurteilung ihrer Band nicht klarkommen…
Inhaltlich haben meines Erachtens vor allem John und Klaus den Musikfaktor bei monsters sehr nach vorne gebracht – eine inhaltliche Entwicklung, die nicht zu übersehen ist und die Ich gut finde. Ansonsten hat sich monsters ganz klar vom popkulturellen Stadtmagazin mit politischer Schlagseite zur Plattform hardcore-antideutscher Hetze gewandelt :D.
Schmendi: „Entwicklung“ klingt immer sehr geradlinig. Und mein Eindruck wäre da eher, das sich MOG gerade durch durch das Fehlen jedweder Nachhaltig- und Geradlinigkeit gekennzeichnet ist. In der einen Woche gibt es viele, in der anderen Woche wenige Terminankündigungen. In der einen Woche viele, in der anderen wenige Artikel. Das hängt wohl vor allem mit dem Lebensrythmus der je aktiven RedakteurInnen zusammen. Insofern ließe sich vielleicht sagen, dass das einzig beständige bei MOG die Unbeständigkeit ist.
Zum Schluß die Gretchenfrage: sind wir zufrieden mit dem letzten Jahr?
Fernseherin: Ja.
Rakete: Ja und nein. Es ist öfters so, dass die monsters Realität anders aussieht als das Bild, was ich davon in meinem Kopf habe. Zu vielen Sachen kann ich mir immer gut eine Hintergrundberichterstattung vorstellen. So hab ich eigentlich seit Monaten schon vor, dem Begriff des Freiraums, der politisch in Göttingen im letzten Jahr super oft verwendet wurde, mal einen Artikel zu widmen und zu erklären, was die Gruppen darunter verstehen. Da bin ich aber aus Zeitgründen einfach noch nicht zu gekommen. Und genau das ist das Problem: wir machen das ja alle neben dem Studium und haben daher nur begrenzt Zeit für Monsters. Von daher würde ich schon sagen, dass ich mit dem letzten Jahr zufrieden bin, denn wir haben unglaublich was geschafft. Und ich bin Fan von diesem Magazin!
noch eine anregung von mir. ihr könntet eure terminspalte weniger partylastig gestalten. oder umgekehrt, mehr polit-veranstaltungen ankündigen. die terminspalte des ist da deutlich stärker.
der redaktionelle mehraufwand für einen blick in die gödru und auf die einschlägigen homepages ist wohl nicht gigantisch. whrd. des zug der erinnerung fand ich schon recht ärgerlich, daß gerade eine einzige veranstaltung aus der nicht gerade kleinen reihe hier angekündigt worden ist. jüngst auch veranstaltungen der bg germanistik und der bg geo, die sicher ankündigenswert gewesen wären.
sonst ein schönes erstes jahr. vor allem sehr schnell habt ihr euch etabliert. nur das alte layout war doch schöner und übersichtlicher …
Ich glaube wir sind uns durchaus bewusst, dass wir nicht alle Termine, auch nicht alle relevanten Politveranstaltungen, hier abbilden (können). Das ist auf das angesprochene Zeitproblem zurück zu führen. Wir schaffen es einfach nicht, alle Veranstaltungen anzukündigen. Zumal ich da schon den Anspruch hätte, nicht blos Pressemitteilungen zu kopieren, sondern selber etwas zu formulieren. Und das nimmt dann schon Zeit in Anspruch.
Die Veranstaltungen der BG Geo beispielsweise wurde uns überhaupt nicht zugetragen. Ich sehe es da auch nicht als unsere Aufgabe an, jede Woche die Termine aus der Gödru abzutippen sondern würde schon erwarten, dass die Veranstalter_innen uns per Mail informieren.
Die Partylastigkeit an sich finde ich nicht schlimm. Das hat was damit zu tun, dass wir über die Partyankündigungen Leute für die politischen Inhalte von Monsters sensibilisieren wollen. Und sich bei uns letztlich eben auch nicht alles nur um Politik dreht.
Gerne das Angebot an dich: join us!
Und danke für das Feedback. Wenigstens eine 😉
wo es sogar leute gibt die am liebsten nichts bei uns angekündigt haben wollen ist das eine interessante entwicklung 😉
ich sehe uns allerdings auch nicht als vorrangig politisch ausgerichtetes magazin…
– von Rakete: „…durch die Verortung irgendwo zwischen Subkultur und Mainstream ein breites Publikum anzusprechen. Also auch Leute, deren Horizont nicht hinterm T-Keller endet, sondern auch welche, die da noch nie waren und sich eher in Discos rum treiben.“-
Wahrscheinlich ist es nicht als zutreffende Feststellung gemeint, dass der Horizont des Publikums hinterm T-Keller endet, aber falsch isses jetz auch nich wirklich. Wenn ich mir die „Diskussionen“ in den Kommentaren zu Beiträgen mit politischen Themen angucke, kommt das hin. Es ist dann in der Tat ziemlich langweilig, in einem Internet-Mag, das quasi Milliarden von LeserInnen offen steht, billige Polemiken oder Gejammer auf Montagabend -1 Uhr 20 -Niveau zu lesen.
Zum Glück sind die Beiträge an sich schon mal um einige Längen besser und könnten schon noch spannend(er) werden. Das hängt wohl auch davon ab, inwieweit die Leute bereits beim Schreiben den Adressatenkreis mitbedenken.
Ich bin übrigens Fan von Konzert- bzw generell von Eventberichten! Also wenn hier Events mit größeren Ankünigungen präsentiert werden, fänd ich auch da Reviews sehr interessant – auch vom Publikum, nicht nur von der Redaktion.
ok, einen noch:
-„Ich habe keine Lust, nur den Leuten in der Linken widerzukäuen, was die meißten eh schon wissen. Das ist langweilig und hat nicht viel mit Erkenntnisgewinn zu tun.“-
Nee hätt ich auch nich, aber Erkenntnisgewinn is doch auch langweilig. Dafür kann man doch ne AG machen oder zu den Mensakommunisten Kaffeetrinken. (in der Uni wird man diesen, wenn es drauf ankommt, meist wohl vergeblich suchen). Happy 2008 🙂
jack, jeder leser ist herzlich dazu eingeladen eigene kommentare zu platten oder konzertenakündigungen zu hinterlassen.
weiß ich, ich wollte es nur noch mal betont haben… und hier auch noch mal
find ich gut!