Fr. 06.07.: Marycones – Chanson-Ska (!!!) im Kreuzberg
von John K. Doe am 2. Juli 2007 veröffentlicht in Café Kreuzberg, KonzertStell dir vor du hast einen Hungerast, und im Restaurant um die Ecke gibt es als Tagesgericht gebratene Ananas mit Senf, dazu ein Glas Fanta gemixt mit Motoröl. Es gibt Dinge auf Gottes Erde, die gehören nicht zusammen. Und es gibt Dinge, die gehören auch garnicht erst auf Gottes schöne Erde, um dann vermixt zu werden. Als ich die Bezeichnung Chanson-Ska im MOG-Email Verteiler sah, da schoß mir erstmal spontan der Schreck in die Glieder.
Man muss sich Rockmusik als eine Windschutzscheibe im Auto festellen. Da will man nun morgens zur Arbeit in die JVA fahren, aber mitten auf eben jener Scheibe, findet sich ein ganz großer Haufen Vogelmist. Die Sorte, die man auch mit den härtesten Mitteln nicht beseitigen kann – man kann ewig daran schrubben, man bekommt den Mist einfach nicht ab. Ska ist der Haufen Vogelmist, auf der Windschutzscheibe der Rockmusik. Es ist eine Art Blasmusikersatz vornehmlich derer, die sich gerne im Schneidersitz auf eine Wiese fletzen, die gerne beim Jonglieren zusehen und sich am ehesten über Spießer aufregen, was immer Spießer nun auch sein mögen. Ska war vielleicht ganz zu Anfang irgendwie interessant, aber eben schneller verbraucht als überhaupt erfunden. Heute haben sich Unterarten entwickelt, die die gute Laune schon fast fundamentalistisch vertreten und im schrecklichsten Latin-Ska münden – die Spitze des Eisberges entrückter Musik. Für mich bisher die schlimmste Variante der Zirkusmusik. Bis ich im Email Verteiler auf die Marycones gestoßen bin. Chanson-Ska also, und da fällt mir nun wirklich nichts mehr ein. Auf der Seite der Band hört sich das nun wenigstens nicht ganz so katastrophal an, wie das Konzept vermuten lässt, trotzdem für mich eine Folter. Die gefürchteten Blasinstrumente werden bei weitem nicht in dem Ausmaß benutzt, wie die Drohung Ska erwarten lassen würde. Und Chanson an sich ist wohl einfach etwas zu hoch gegriffen. Das ganze ist ziemlich belanglose Folkmusik (der andere Vogelmist auf der Windschutzscheibe der Rockmusik). Dabei wird allerdings selten auf schrecklichen Off-Beat verzichtet. Für alte, verkniffene Säcke wie mich ist das garnichts. Dabei scheint die Band mit weiteren, ganz fürchterlichen Kombinationen – Ska ist eigentlich immer dabei – gerne zu spielen. Da ist von Boogie-Woogie-Ska die Rede, und musikalisch wird wirklich alles verwurstet was der Band in die Quere kommt. „Dabei kommen wir immer wieder zurück auf den Off-Beat.“ – genau, und da verspricht die Band leider nicht zuviel.
Wer nun großer Off-Beat Fan ist, Ska, Folk, Südeuropa und Blasmusik im allgemeinen liebt, dem sei angeraten das Cafe Kreuzberg aurzusuchen. Und wenn sich der geneigte Leser und Blasmusik-Fan erneut auf den Schlipps getreten fühlt, so lese man hier nach, denn alles was für die erhitzten Blasmusikgemühter dort galt, dass gilt auch jetzt.
Denn auch hier gilt, so du diese Musik liebst, dann habe deinen Spaß. Aller Erfahrung steppt bei solchen Konzerten der Bär unter Gleichgesinnten.
Trompeten zu Suppenschüsseln!
„Ska ist der Haufen Vogelmist, auf der Windschutzscheibe der Rockmusik.“
juhu. endlich wird wieder sachlich über musik geschrieben. lobpreiset die weisheit der mogler
in nem kommentar, als welchen ich den text deuten würde, ist das voll okay. und wenn ich was über new metal schreiben würde, läse sich das ähnlich 🙂
new metal macht sich auf der windschutzscheibe auch ganz gut!
ps: unter den mog’lern gibt es bestimmt welche, die das (leider) ganz anders sehen 😉
iihhh… new metal! dafür braucht man aber schon nen truck zum überfahren. für die schleimspur außerdem winterreifen mit spikes!