Mo. 17.9.: Videokundgebung „21 Jahre Pogrom von Hoyerswerda – Gegen das Verschweigen!“
von am 11. September 2012 veröffentlicht in Demonstration

Erinnerungskultur wird in Deutschland nur groß geschrieben, wenn die Erinnerungen schön sind. Der Rest wird am liebsten verschwiegen, verdrängt und geleugnet. Geredet wird dann lieber über die Ausnahmen, die wenigen Couragierten. Über den Mob mag niemand sprechen, und nicht so mediengeschulten Menschen rutscht dann auch schon mal der ein oder andere Rechtfertigungsversuch heraus.

Rassismus ist nicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Besonders hervorgetreten ist er aber vor gut zwanzig Jahren, als aus den Ressentiments von Menschen ein Mob, ein Progrom gegen das „andere“ wurde.

Die Initiative „Rassismus tötet“ (hier: Antirassistisches Aktionsplenum Göttingen, ASJ Göttingen, Basisgruppe
Sozialwissenschaften, Redical [M]) organisiert zum 21. Jahrestag des Progroms in Hoyerswerda eine Videokundgebung (wie so etwas funktioniert, da lassen wir uns mal überraschen). Aus dem Aufruf:

Ende August hat es sich Deutschland mal wieder selbst bewiesen. Den 20 Jahrestag größten rassistischen Pogroms der BRD begingen die Kartoffeln mit Fahrradfahren gegen Rechts und dem Pflanzen einer deutschen Eiche. Bei der ganzen Entschlossenheit stur in die Zukunft zu gucken statt vielleicht mal etwas genauer in die Vergangenheit, wurden selbst die linken Gedenktionen in Rostock-Lichtenhagen in der Berichterstattung zum Teil des gemeinsamen Gedenkens unter Joachim Gauck. Lichtenhagen 2012 hat einmal mehr bewiesen, wie wichtig ein selbstorganisierte und kämpferische Gedenkenpolitik ist. Deshalb wird es im Rahmen der Rassismus tötet! Kampagne auch im September mit dem Gedenken an die Verfolgung, Hetze, rassistische Politik, Pogrome und Morde des wiedervereinigten Deutschlands weitergehen. Neben der Demonstration in Büren gegen Deutschlands größten Abschiebeknast, steht im September das Pogrom von Hoyerswerda im Mittelpunkt. Denn auch 21 Jahre später, hat Hoyerswerda nichts an Aktualität verloren.

Keine Ruhe für Hoyerswerda! – Gegen rassistische Zustände!

Im September 1991 fliegen Flaschen und Steine gegen die Unterkünfte von Vertragsarbeiter_innen und Asylsuchenden im sächsischen Hoyerswerda. Ein Mob belagert über 5 Tage das Wohnheim und attackiert es diverse Male unter rassistische Parolen. Nach einigen Tagen werden die Betroffenen evakuiert und Nazis rühmen Hoyerswerda als „erste ausländerfreie Stadt“ Deutschlands.

Die Stadt setzte alles daran die Demo und die antifaschistischen Gedenkveranstaltungen zum 20. Jahrestages des Pogroms zu behindern, u.a. durch Raumabsagen, Auflagen und Routenänderungen. Hoyerswerdas Oberbürgermeister setzte die Antifas mit Nazis gleich und behauptete die Ereignisse von 1991 seien kein Pogrom gewesen. Rund 40 Neonazis störten die Gedenkminute vor der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft. Antifaschist_innen, die sich die Hand vor’s Geisicht hielten, um von den Rechten nicht fotografiert zu werden, haben nun Strafbefehle wegen Vermummung erhalten. Außerdem wurden drei ehemalige Betroffene des Pogroms erneut bedroht und beleidigt. Am 30. August kam es zu einem Angriff und Bedrohungen gegen Mitglieder der Linksjugend solid.

Ab 19:30 Uhr am Gänseliesel.

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