Das Junge Theater beginnt am kommenden Samstag mit dem Stück „Die Möwe“ seine Jubiläumsspielzeit unter dem Titel „Fragil“.“Wir wollen in der 51. Spielzeit das Fragile aufspüren und in den Rissen und Bruchstellen Utopien sichtbar machen“ schreibt JT-Intendant Andreas Döring in seinem neuen Grußwort. Mit der Komödie „Die Möwe“ von Anton Tschechow wird das Ensemble erste Schritte in Richtung Utopia gehen.

Utopia ist in diesem Fall das zaristrische Russland Ende des 19. Jahrhunderts. Die Utopie hat widerum mit Theater zu tun: Konstantin Gavrilovič Treplev, die Hauptfigur, will Schriftsteller werden und hat ein Theaterstück geschrieben. Er hat eine Vision von einer neuen Form des Theaters, will mit der Erstaufführung ein Zeichen setzen. Letztlich scheitert er an der Borniertheit seines Publikums. Es gibt Streitereien mit seiner Mutter über seinen Lebensenwurf, es gibt eine Liebesgeschichte, es gibt Eifersucht, auch einen Toten.

Anton Tschechow rechnete seiner Zeit, vor über 100 Jahren, mit der Ablehnung seines Stückes durch das Publikum. Er wusste, dass er gegen die gängigen Bedingungen des Theaters verstiess: „Viele Gespräche über Literatur, wenig Handlung, fünf Pud Liebe“ schreibt er in einem Brief an seinen Verleger. Heute gilt Tschechow gerade wegen seiner Verstösse als Begründer des modernen Theaters. Das Stück wurde bis heute vier Mal verfilmt, Tschechows Werk gewürdigt.

Die Möwe ist das erste Stück der neuen JT-Spielzeit „Fragil“. Damit ist die unsägliche Heimatfront-Kampagne des Theaters, die für zahlreiche Diskussionen sorgte, zu den Akten gelegt. Weitere Stücke in dieser Spielzeit sind „Die neuen Leiden des jungen W.“, „Der Herr der Fliegen“, „Die Probe“ und viele mehr. Informationen über alle Stücke gibt es auf der Homepage des Jungen Theaters. Ebenfalls neu in dieser Spielzeit: das Angebot „Six Pack“. Man erhält hier sechs Karten zum Preis von fünf, Schüler zahlen 30 Euro, Studierende, Arbeitslose und Zivildienstleistende 45 Euro. Der Normalpreis beträgt 65 Euro.

Das Junge Theater feiert mit der „Fragil“ – Spielzeit seinen 50. Geburtstag. Premiere des Stücks „Die Möwe“ ist am Samstag um 20 Uhr. Bereits am Freitag findet um 20 Uhr eine öffentliche Generalprobe statt.