Texte

Über Tokio Hotel, Kinder und das große Geschäft
13. Oktober 2007

Ein Fehler am Nachmittag Es ist eine der größten persönlichen Fehleinschätzungen, die ich da eines schönen nachmittags auf meiner Biedermeier-Couch hingelegt habe. Damals kam ich an einem Sommertag von der Arbeit, sinnentleert schaltete ich mich durch die schwarzen Löcher des nachmittäglichen Fernsehprogramms. Dabei blieb ich bei einem Kanal hängen, dessen Zielgruppe eine ältere ist und in den neuen Bundesländern, wie es so schön heißt, angesiedelt ist. Auf dem Marktplatz einer mittelgroßen Stadt hatten findige Event-Manager (Gerüstbauer) eine Bühne installiert um die herum Stuhlreihen angeordnet waren. In der Mittagshitze hatten hier Menschen Platz genommen, die das Arbeitsleben hinter sich hatten und die bei allen möglichen körperlichen Schwächen vor allem eines konnten, nämlich fröhlich in die Hände klatschen. Das Rhythmusinstrument des kleinen Mannes. Das musikalische Sturmgewehr der Schlagerkultur.


Das letzte linke Uniseminar
10. Oktober 2007

Dem Studium haftet immer noch die Eigenschaft an, Bildung zu verbreiten. Bildung allerdings ist nicht immer gleich Bildung. Sie meint in der einen Variante die Auseinandersetzung des je einzelnen Menschen mit seiner Umgebung und seinen Mitmenschen, um so so tatsächlich zu einem Individuum zu werden. In einer anderen Variante meint sie allerdings die Unterordnung des Menschen unter die Anforderungen der Gesellschaft: sie ist nichts als pure Ausbildung. In der Geschichte der modernen Bildung haben sich beide Prinzipien immer ein hartes Gefecht geliefert. Zur Zeit sieht es so aus, als hätte das (neu-) humistische Bildungsverständnis keine Chance im Vergleich zur totalitären Anforderung der Gesellschaft, sich ihr und ihren Notwendigkeiten bedingungslos zu unterwerfen. Und so besteht das für den Bachelor durchstrukturierte Studium aus standartisierten Lernmodulen, die individualisierte Stundenpläne und autonomes Lernen schon von vornherein ins Reich der Phantasie verweisen. Dazu kommt, das die (auch unabhängig davon) angebotenen Lehrinhalte eher dazu tendieren, die bestehenden Verhältnisse zu stärken – anstatt sie zu hinterfragen. Was allerdings, und darum soll es hier gehen, nicht für alle Seminare gilt. In einem langwierigen Prozess haben wir uns daher aufgemacht, die letzten kritischen Uniseminare für euch rauszusuchen. Viel gefunden haben wir nicht. Aber immer. Wer also zwischendurch Bedarf nach
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Jimmy Eat World – Es ist immer eine Frage der Single(?).
8. Oktober 2007

Die erste Platte von Jimmy Eat World heißt „Jimmy Eat World“. Das kleine Label Wooden Blue brachte die LP 1994 raus. Nur 2000 Stück wurden gepresst. Das ist eigentlich nicht viel – vor allem wenn man bedenkt welchen Stellenwert die Band heute hat. Immer wieder erzählt man sich der Band wäre die erste Platte irgendwie peinlich. Und es ist schon merkwürdig, dass sie nie nachgepresst wurde. Sobald sich zeigt, dass mit einer Band Geld verdient werden kann, sind die findigen Managements eigentlich schnell dabei so gut wie alles zu vermarkten, was ansatzweise dazu taugt. Nicht so mit dem ersten Album von Jimmy Eat World. 1994 klingt die Band noch ganz anders. Sie klingt deutlich nach Garden Variety – ohne auch nur ansatzweise deren Energie zu fangen. Nur nimmt bis dahin wohl eh niemand Notiz von der Band aus Mesa in Arizona.


Von Brettern und Gitarren – Konzertkultur in Göttingen
7. Oktober 2007

Mit der Konzertkultur ist das in Göttingen so eine Sache. Die Stadt habe diesbezüglich nichts zu bieten behaupte die einen, die anderen fühlen sich mit der Konzertauslastung pudelwohl. Das mag in dem engen Kreis der Lokalitäten begründet sein, die überhaupt Konzerte veranstalten, wohl aber auch an der zuweilen auffallenden Einseitigkeit des angebotenen Bühnenprogramms. Dennoch: wer genau hinschaut, findet eine Menge. Fast jede Woche des Jahres hat mehrere Konzerte zu bieten.


Schöner Wohnen in Göttingen
7. Oktober 2007

Da es anlässlich des Semesterstarts für viele der Leser_innen wohl das erste mal ist, dass sie nun für längere Zeit außerhalb des Elternhauses und mit „fremden“ Menschen zusammen wohnen, haben wir uns entschieden euch mit Infos rund um die Wohnungssituatuin in der Stadt zur Seite zu stehen.


Keep the fire burning! Rauchverbot in Göttingen
4. Oktober 2007

Eigentlich gilt das Gesetz zum Nichtraucherschutz bereits seit August in Niedersachsen, doch umgesetzt wird es bislang in den wenigsten Lokalitäten. Das wird sich zum 1. November ändern: dann tritt auch der Bußgeldkatalog in Kraft und sowohl Raucher als auch Clubbetreiber werden zur Kasse gebeten, wenn in Kneipen und Clubs geraucht wird. Wir sprachen mit Göttinger Gastronomen über das Rauchverbot und bekamen unterschiedlichste Antworten.


The Gaslight Anthem & Holiday Fun Club im T-Keller
4. Oktober 2007

Ja was denn nun, lieber T-Keller? Erst heisst es, Gaslight Anthem würden vor Holiday Fun Club spielen, weil erstere noch in der Nacht ihren Flieger zurück nach Amerika kriegen mussten. Letztlich war es dann aber doch so, dass Holiday Fun Club den Anfang im gut gefüllten Theaterkeller machten. Das taten sie deutlich ruhiger, als man nach dem Hören ihrer Myspace-Songs hätte erwarten können. Bei The Gaslight Anthem bringt uns Namedropping ausnahmsweise ein ganzes Stück weiter: Der gezogene Vergleich mit Hot Water Music und Against Me! traf den sprichwörtlichen Nagel nämlich auf den Kopf. Sehr schöner Auftritt, sehr sympathisch wirkende Musiker. Wir haben einige Fotos vom Konzert, die uns vom Theaterkeller zur Verfügung gestellt wurden.


Boogie ‚n‘ Blues-Küche im Exil
1. Oktober 2007

Viele, viele Hüte waren am vorletzten Donnerstag im Exil zu sehen… bei der Boogie ’n‘ Blues-Küche versammelten sich wieder einmal die Fans der flinken Finger am Klavier. Mit einem sehr umfangreichen Musikerensemble haben sich der Schlagzeuger Bernd Knappe und der Pianist Gregor Kilian eine große Fangemeinde in Göttingen aufgebaut, die immer wieder am 3. Donnerstag im Monat ins Exil pilgert. Dort findet nämlich seit der kurzzeitigen Schließung die öffentliche Jamsession der Sänger, Gitarristen, Bassisten, Saxophonisten, Pianisten und vielen mehr statt. Hier wird getanzt und geschwitzt und wenn Kilian am Klavier so richtig loslegt, kann man nicht mehr anders als im Takt mitwippen. Klaus Peter Wittemann vom Boogie ’n Blues Support hat uns einige Fotos zur Verfügung gestellt:


Einheitsparty – Oder doch lieber Feiertag verschlafen?
30. September 2007

Es gibt Wörter, die sind im alltäglichen Gang von medialer Berieselung und privatem Getuschel einigermaßen selten anzutreffen. Das Wort „Revolution“ etwa dürfte dazugehören – erst recht in einer positiven Konnotation. In den letzten Tagen jedoch taucht es immer mal wieder mal auf. Möglich wird das nicht nur dadurch, das vom seit der französischen Revolution üblichen Sprachgebrauch (Revolution = gewaltsamer Umsturz) abgewichen wird, und von einer „friedlichen Revolution“ die Rede is. Geadelt wird die Revolution, von der hier die Rede ist, vor allem dadurch, das sie staatlicherseits als Feiertag begangen wird und uns einen zusätzlichen freien Tag beschert.


4 bit für ein Halleluja! Interview mit dem Musiker escapehawaii
27. September 2007

Am 5.10. ist der Musiker escapehawaii im Cafe Kreuzberg zu Gast. Escapehawaii, das ist Bernd Haas + ein paar elektronische Instrumente der besonderen Art. Eins davon hatten die meisten Kinder der 80er auch mal, um damit Tetris zu spielen. Escapehawaii drückt aber nicht nur Knöpfe, er singt auch noch. Heraus kommt dabei gleichermaßen verspielte wie bodenständige Musik mit hohem Tanz- und Spaßfaktor zwischen Elektronik und Songwriting, die mit H.P. Baxxter allerdings genausowenig zu tun hat wie mit Peter Bursch.