Do. 22.11.: Anchor (S) und Haram (USA) im JUZI
von John K. Doe am 18. November 2007 veröffentlicht in JuZI, KonzertGott wie ich Namedropping eigentlich hasse – aber manchmal gibt es einfach keine anderen Möglichkeiten.
Erinnern wir uns zurück. Was war dieses Jahr so los, wenn wir mal an Konzerte im Juzi denken und Blas- und Zirkusmusik Gesunderweise von vornherein ausschließen. Da fallen einem viele Konzerte ein, vor allem aber eines: The Smackdown. Der flotte fünfer aus Luleå schaffte es tatsächlich das immer reichlich reservierte Göttinger Publikum aus der Reserve zu locken. Neben Hot Water Music und Manifesto Jukebox war eine weitere Göttinger Konsens-Band geboren. Völlig zurecht, denn Smackdown legten das Juzi ganz souverän in Schutt und Asche. Dazu zwei LP’s die das alles auf Konserve konsequent weitervertreten – solche Bands müsste es mehr geben! Nur gibt es Smackdown nicht mehr, die Band ist nach einem Krankheitsfall auf Eis gelegt und dennoch, entstanden aus der noch nicht verflogenen Asche der Schweden (auch Damage Control steuert Personal bei) rollt XAnchorX an. Ja, bitte keinen Schreck kriegen, eine Band mit X’en. Das ist für viele zwar mega-out, in Wirklichkeit aber mega-cool. Anchor klingen wie der wütende Bastard aus Trial und Unbroken (obwohl ich letztere für etwas überbewertet halte), frisch und ungestüm. Schön ist, dass dies nicht mal von sinnlos tätowierten Holköpfen präsentiert wird, deren Horizont kaum über Plattenkonsum hinaus reicht. Die Band ist durchweg und konsequent im D.I.Y. Milieu verhaftet. Wenn Anchor auch nur Ansatzweise den Irrsinn von Smackdown im Gepäck haben kann das ein Riesending werden!
Und das wird es sowieso, denn neben Anchor spielt noch eine andere ganz herausragende Band. Haram aus Washington D.C.! Haram’s erste LP hat das Potenzial so eine meiner All-Time-Favourites zu werden. Eine Platte die man auflegt und die man dann wirklich auch anhört. Kein Aufschrecken nach 20 Minuten um festzustellen, das längst vorbei ist was eben aufgelegt wurde. Eine Platte voller genialer Melodien und Ideen. Wir könnten jetzt Namen nennen wie PG99 oder Majority Rule – aber dies würde nicht mal ansatzweise beschreiben, was Haram machen. Nach guter Erde duftender melodischer Hardcore, irgendwo zwischen Engine Down und Drive Like Jehu. Das Ganze ist enorm kompakt und auf dem Punkt. Die aktuelle LP „Drescher“ hat es da schwerer und braucht ein paar Durchläufe um an das Erstwerk anzuknüpfen. Haram spielen auf ihrer aktuellen Tour eine sehr bescheidenen Anzahl von Konzerten in Deutschland. Ein absolutes Muss also!
Wieder eine Chance sich in Göttingen ganz exquisite Bands entgehen zu lassen fürchte ich. Wer 2000 Taste-Points haben möchte finde sich am Donnerstag (22.11.) im Juzi ein!
Haram Live: „Sale“ von der ersten LP (erschienen auf Polyvinyl Records und Adagio 830)