Am frühen Montagnachmittag in Bovenden: Zwei Frauen mit einem Kind klingeln an Haustüren, fragen nach Geld und ob sie die Toilette besuchen dürfen. Was eher harmlos beginnt, wird dank Facebook schnell zu einem Internet-Pranger. Ein heimlich aufgenommenes Foto der Frauen macht umgehend auf Facebook die Runde, die Polizei wird alarmiert – und erteilt einen Platzverweis.

Das Foto, das ein Bovender Facebook-Nutzer aus dem Hausfenster gemacht hat und die Frauen mit dem Kind auf der Straße zeigt, ist in kürzester Zeit hundertfach geteilt worden. Mittlerweile ist diese Zahl auf knapp eintausend angestiegen. Begleitet wird das meist von Kommentaren, die nicht nur gewerbsmäßiges Betteln, sondern teilweise auch Tarnung für geplanten Diebstahl und Hauseinbrüche unterstellen.

Schließlich kam, wie das Göttinger Tageblatt berichtet, die Polizei zum Einsatz. Die stellte zwar keine Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten fest. Einen Platzverweis erteilte sie den Frauen aber trotzdem.

Die Polizei stützt auf Nachfrage von Monsters Of Göttingen diesen Platzverweis auf eine Gefahrenprognose: Es sei zumindest, wie vom Gesetz gefordert, hinreichend wahrscheinlich, dass in abzusehender Zeit ein Schaden für die öffentliche Sicherheit und Ordnung eingetreten wäre. Gesetzlich ist ein Platzverweis unter diesen Voraussetzungen auch möglich, wenn keine Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten vorliegen.

Der Artikel wurde nach Eingang der Auskünfte der Polizei entsprechend ergänzt.