Ihm hätte es gefallen: Johnny Cash im DT
von trampelfant am 12. Oktober 2009 veröffentlicht in Theater„Der Mann in Schwarz“ ist der Titel des Stückes, mit dem sich das Deutsche Theater Göttingen dem Leben und den Liedern von Johnny Cash gewidmet hat. Nach drei Stunden Spiel-, Spaß und Musizierzeit sitzt ein alter John im schwarzen Anzug tot in seinem Ledersessel auf der Bühne des DT. Zurückgelassen hat er ein begeistertes Publikum, das kurz darauf in förmliche Begeisterungsstürme ausbricht – und das völlig zu Recht, denn dieses Theaterstück ist ein Meisterwerk. Ohne übertreiben zu wollen.
Foto: Isabel Winarsch / DT
Der Star des Nashville-Sound wird unter sensationeller musikalischer Eigendarbietung sowie Leitung, Begleitung, Anleitung in den Mittelpunkt gerückt. Szenische Rückblicke des großen Cash auf seine entbehrungsreiche, ja kaputte Kindheit und Jugend beim Baumwollpflücken in Arkansas und auf seine Zeit als Soldat in Deutschland flankieren seine frühen Erfolge, seine erste Ehe wie seine Tablettensucht, seine Abstürze und seine Liebe zu June Carter (Andrea Strube), seiner Partnerin on and off stage.
By the Way: Jan Pröhl IST ein atemberaubender Johnny Cash. Sein angenehm voller, rauher, für einige von Cashs biographischen Eskapaden auch mal rostig-heiserer Bassbariton verleiht Gänsehaut und lässt mitunter vergessen, dass der echte John schon länger nicht mehr unter uns weilt. Kein Wunder, dass Pröhl damit auch schon im und als „Woyzeck“ und „Othello“ glänzte. Er schafft es auch noch, Cashs Einsamkeit, Selbstzweifel und -zerstörung fast hypnotisch zwischen und in den Rhythm-’n-Blues zu platzieren.
Johnny Cash – Hurt
I hurt myself today to see if I still feel
I focus on the pain, the only thing that’s real..
Try to kill it all away but I remember everything!
What have I become, my sweetest friend. Everyone I know goes away in the end.
Der für Cash typische ‚Boom-Chicka-Boom‘-Sound geht ab! Er initiiert fast jeden Song auf der Bühne – und davon gibt es wirklich reichlich, ohne dass diese in schnöder Aneinanderreihung präsentiert würden. Fest steht: Das ist nicht nur was für mit dem Kopf wippende, middle-aged Country-Fans, sondern definitiv auch was für Zeitgenoss*Innen, die auch variantenreichere Basslinien gewöhnt sind. Dabei zeigt die Regie auch Gespür dafür, wenn’s gut ist: Nicht jeder Song wird bis zum Abklatschen ausgespielt, sondern mitunter gekonnt ins dramatische Geschehen eingeflochten.
Höhepunkte abseits der Turbulenzen um die zentrale Figur mitsamt ihrem Liebes- und Leidesleben sind musikalisch sich durch ruhigeres Gitarrenspiel, und samtstimmige Interpretation hervorhebende Songs, die durch Vivien (Sarah Hostettler) und dem kleinen Jack Cash, dem Bruder von J.R. (Aaron Bircher), ein kurzes und schönes Innehalten gestatten.
Spätestens wenn „Ring of Fire“ angestimmt wird – aber direkt nach dem ebenso bekannten “Walk the Line“ und nicht als populistischer Darauf-haben-sie-alle-gewartet-Schluss-Hit, johlt die Crowd unter dem gigantischen Kronleuchter im Saal des Spielhauses. Und auch dann, das sei warnend vorweggenommen, muss man mit einer ganzen Reihe mitgerissener Auf-Eins-Klatscher*Innen etwas anderen Contenance-Gespürs rechnen, die endgültig dem Boom-Chicka-Boom erlegen sind.
Aber sonst ist alles gut. Die Sänger*Innen: toll. Schauspielende Sänger*Innen: toll. Licht, Bühnenbild, Outfits, Dramaturgie, Inszenierung und überhaupt: toll. Live-Musik: sowieso. Eine durchweg runde Sache, dieses Stück.
Hingehen!
Der Mann in Schwarz. Das Leben und die Lieder von Johnny Cash wird am 23. Oktober und dem 11. und 15. November 2009 im Deutschen Theater gezeigt.
hab den text nicht gelesen, aber dass ist eine beschissene überschrift!
cool coool
klingt wie ausm gt abgeschrieben
eher hat das gt von monsters abgeschrieben.
der text ist btw nicht von johnny, sondern ein nin-cover
Heute Abend nochmal im DT!
Es gibt noch weitere Möglichkeiten, THE MAN IN BLACK zu erleben:
Samstag, 30. Januar 2010 um 19:45h und
Samstag, 6. Februar 2010 um 19:45h