Göttingen ist nicht Rostock I: Medienrundgang zu Ausschreitungen und Schuldfrage
von am 3. Juni 2007 veröffentlicht in G8 Heiligendamm

Die Demonstration in Rostock stellte den Auftakt der Proteste gegen den G8 Gipfel in Heiligendamm dar, und somit die Generalprobe für Polizei, Gipfelgegner_innen und die über das Geschehen berichtenden Medien. Ein kurze Zusammenfassung des Geschehens und ein kleiner Gang durch die Medienlandschaft…

Trotz aller guten Worte hatte wohl niemand wirklich erwartet, dass die Demo vollkommen friedlich verlaufen würde – anders ist ja auch das enorme Polizeiaufgebot (ca. 16.000 Einsatzkräfte!) am Samstag in Rostock nicht zu erklären. Statt der erwarteten 100.000 Demo-Teilnehmer_innen, schwanken die Schätzungen nun zwischen 25.000 (Angaben der Polizei) und 80.000 (Angaben der Demoleitung). Die tatsächliche Zahl dürfte wohl irgendwo dazwischen liegen.
Zunächst, so ist eigentlich allen Medien zu entnehmen gewesen, sei die Szenerie vollkommen friedlich gewesen. Ein Polizeibeamter wurde zwar mit einem Messer attackiert und leicht verletzt, dieser Vorfall scheint sich allerdings nicht im Kontext der Ausschreitungen, sondern bereits davor, ereignet zu haben.

Einen Querschnitt durch die Berichterstattung genommen, scheint im Nachhinein nicht so ganz klar, was der konkrete Anlass für die gewalttätigen Auseinandersetzungen war, und welche der Parteien nun die Schuld daran trägt:

Demoleitung sagt (sinngemäß): „Polizei hat provoziert, indem sie in den „Make-Capitalism-History“-Block gestürmt ist…“

Polizei sagt (sinngemäß): „Autonome haben angefangen. Die Polizei hat sich an ihren Deeskalationskurs gehalten…“

Beide Aussagen überraschen natürlich nicht weiter, ist man doch stets bemüht ein gutes Bild in der Öffentlichkeit abzugeben.

Fakt ist: Es gab offenbar keine bzw. nur sehr vereinzelte Vorkonrollen von Teilnehmer_innen durch die Polizei, wie ein Teilnehmer auf Indymedia berichtet, obwohl auch gewaltbereite Demonstrant_innen erwartet wurden. Die Polizei drang plötzlich mit Gewalt in den „Make Capitalism History“-Block ein, vermutlich um einzelne Leute wegen Vermummung oder anderen Dingen herauszuziehen. Das ist nicht nur eine gängige Polizeitaktik, sondern auch auf verschiedenen Clips im Netz gut sichtbar. Im Verlaufe dieser Aktion wurden dann offenbar einige Beamte selbst eingekesselt. Dies stellt, entgegen der Darstellung durch die Polizei und Medien wie Spiegel Online, die die Eskalation einseitig „den Autonomen“ zuschieben, selbstverständlich eine massive Provokation dar, zumal, wie Augenzeugen berichten, die Polizei zuvor kaum sichtbar war. So schreibt Spiegel Online heute polemisch:

„Es waren Szenen rohen Hasses: Vermummte Radikale lieferten sich mit der Polizei eine der heftigsten Straßenschlachten, die das Land in den vergangenen zwanzig Jahren gesehen hatte. Autonome schleuderten Steine, Knüppel und Flaschen in die Reihen der Polizei, behelmte Ordnungshüter stürmten immer wieder gegen die Demonstranten. Stundenlang tobte auf den Straßen der Mob, steigerte sich in eine Orgie der Gewalt.“

Die Politik und die bürgerlichen Medien werden nicht müde zu betonen, wie brutal und militant„die Autonomen“ seien. Gleichzeitig sprechen sie ihnen (wie immer) ab, politisch zu sein. Mindestens aber wird deren politisches Ansinnen verschwiegen. So schreibt etwa der „Stern“ auf seiner Homepage:

„Der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Lorenz Caffier (CDU), verurteilte die Krawalle: „Das Bild tausender friedlicher Demonstranten wurde von 2000 brutalen Schlägern der gewaltbereiten autonomen Szene zunichte gemacht.“ Die auf Konfrontation ausgerichteten Chaoten hätten das berechtigte Ansinnen der friedlichen Demonstranten konterkariert.“

Ein interessanter Widerspruch ist, dass Spiegel Online in seinen eigenen Videos zeigt, wie die Polizei selbst gegen friedliche Teilnehemer_innen, Unbeteiligte und sogar gegen den Anmelder der Demo mit Gewalt vorgeht. In den oben verlinkten Clips ist auch der anschliessende Vorfall zu sehen: das Demolieren eines (warum auch immer!?) direkt an der Demoroute stehenden einzelnen Polizeiautos, durch vorbeiziehende Autonome. Der oben erwähnte Zeuge berichtet auf Indymedia:

„Ein einsamer, leerstehender Polizeiwagen soll kaputt gemacht wurden sein. Im Gebüsch dahinter wartete aber eien Hundertschaft. „

Hier ist, wie oben, vorsichtig eine andere gängige Polizeitaktik zu vermuten: Das Herbeiführen eines Grundes zum Eingreifen durch gezielte, punktuelle Eskalation. Dass, nachdem die Polizei erst einmal massiv in die – trotz allem ja weitestgehend friedliche – Demo eingegriffen hatte, wobei durch Pfefferspray und Schlagstöcke auch imer Unbeteiligte in Mitleidenschaft gezogen werden, die Situation außer Kontrolle geraten würde, war eigentlich klar. Ähnlich, wenn auch wohl zu optimistisch sieht das dieser Augenzeuge:

Bilanz

Die Zahl der Verletzten wurde seit Beginn der Ausschreitungen immer wieder nach oben korrigiert. Mittlerweile gehen die Medien von fast 1000 Verletzten aus, davon mindestens 520 auf Seiten der Demonstrant_innen und 433 Polizist_innen. Vielfach dürfte es sich dabei um Beeinträchtigungen durch den Einsatz von Pfefferspray handeln, durch dessen Anwendung oft umstehende Personen mitverletzt werden, so auch nicht selten die es anwendenden Polizeibeamt_innen selbst. Ein den Verkehr regelnder Polizist ohne Schutzausrüstung erlitt einen offenen Armbruch durch einen Steinwurf, wie Spiegel Online berichtet. Interessanterweise ist wie sooft zu beobachten, dass die Zahl verletzter Polizist_innen von hoher Relevanz zu sein scheint, wohingegen nur am Rande erwähnt wird, dass sich Schlangen von Leuten vor Sanitätswagen gebildet haben, die Wegen Pfefferspray behandelt werden mussten.

Unterdessen erhebt der Republikanische Anwaltsverein (RAV) schwere Vorwürfe gegen die Polizei: Die eingesetzten Beamt_innen hätten Sanitäter_innen mit Gewalt daran gehindert zu Verletzten zu gelangen um sie zu behandeln. Außerdem sei die Arbeit des Anwaltlichen Notdienstes durch die Einsatzkräfte der Polizei massiv behindert sowie einzelne Anwält_innen von Polizist_innen bedroht und körperlich angegangen worden. Eine Anwältin wurde mit den Worten »Ich schlag dir in die Fresse« bedroht, als sie an der Polizei vorbei zu eingekesselten Verletzten gelangen wollte. Die Polizeisondereinheit Kavala hatte, so der RAV, dem „Legal Team“ zuvor freien Zugang zu den Gefangenen zugesichert.

Die Staatsanwaltschaft Rostock spricht in einer Presemitteilung vom 3.6. von 128 Gewahrsamnahmen. Gegen Zehn der Beschuldigten wird ein Verfahren wegen schweren Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung eingeleitet. Gegen die weiteren vorläufig Festgenommenen bestehe meist nur ein Anfangsverdacht der einfachen Körperverletzung, der Sachbeschädigung, des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz oder des Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte. Dies wurden nach Feststellung der Personalien und erkennungsdienstlicher Behandlung wieder auf freien Fuß gesetzt.

Fazit

Niemand will ’s gewesen sein. Polizei hat selbstverständlich provoziert, auch wenn sie es selbst nicht so nennen würde. Autonome haben tatsächlich mit Steinen geworfen (was zu erwarten war) haben aber schon auch etwas zu sagen (Verweis auf: „Make Capitalism History“), auch wenn die Presse das nicht so nennen würde.
Einige vollkommen unbeteiligte Demoteilnehmer_innen haben Bekanntschaft mit Einsatzmehrzweckstöcken, Wasserwerfern, Pfefferspray und Gewahrsam gemacht und können von Glück reden, wenn eine Anwältin oder Sanitäterin zu ihnen gelassen wurde.

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18 Kommentare auf "Göttingen ist nicht Rostock I: Medienrundgang zu Ausschreitungen und Schuldfrage"

  1. magda sagt:

    1. Ich hatte den Eindruck, dass die Einsatzleitung ganz genau wusste was sie tat, als die sich mit einer Masse von Einsatzkräften am Hafen zeigte, mit der niemand gerechnet hatte. Es schien eine durchaus gewollte Provokation zu sein und sie verfehlte ihr Wirkung nicht. Den gesamten Demozug hindurch fielen mir lediglich vier oder fünf mal kleinere Bullengrüppchen auf, die am Rand standen und sonst nicht zu tun haben schienen. Und dann: Surprise!
    2. Was mir negativ in Erinnerung bleibt, ist die Tatsache, dass ich nicht wenige alkoholtrinkende Demoteilnehmer/Innen gesehen habe, die schon zu Beginn nicht mehr Herr/Frau der Sinne waren. Scheiße, aber gibts ja immer wieder.
    3.Als die „Schlacht“ losging musste ich entsetzt beobachten, wie gedankenlos viele der steinewerfenden Menschen aus der was-weiß-ich-wievielsten Reihe Steine und Flaschen in Richtung Bullen geworfen haben und damit bewusst das Risiko eingingen die eigenen Leute zu verletzen.
    4. Auch wenn das hier vielleicht nicht gern gelesen wird, aber wie kann man allen ernstes zum G8-Protest gehen, sie auf diese Art und Weise mit den Bullen prügeln und dann, wenn der Magen knurrt, zu Subways&co gehen, um ihn zu füllen?! Das was echt n komisches Bild: schwarz gekleidete, halbvermummte Leute kommen mir mit ner Subwaytüte entgegen…ich kann kaum glauben…Aber man kann ja nicht an allen Fronten kämpfen, nicht wahr?Unfassbar!

    Fazit: Ich habe gestern noch einige ähnlich skurile und widersrpüchliche Situationen erlebt.

    Aber was mir zu dem was geschehen ist zu sagen bleibt: Widerstand ist richtig, notwendig und auch an der Zeit, doch gestern ging es weder darum, die Zufahrtswege zu blockieren, noch darum Nazis aufzuhalten noch um sonst eine sinnvolle Aktion. Die Menschen sollten ihre Energie effektiver nutzen und das machen wofür sie hergekommen sind: Block G8!!!Und nicht: zertrümmer alles was Dir in die Quere kommt und lass Dich dann festnehmen, so dass Du jede weitere Aktion vergessen kannst…
    Man war ich sauer!!!

  2. Rakete sagt:

    zu 4.: ich würde sagen, das ist ganz einfach. denn es sollte doch eben *nicht* darum gehen, einzelne konzerne anzugreifen sondern das system als ganzes zu überwinden. aber das haben glaube ich so einige nicht verstanden. ist doch auch lecker bei subways.

  3. magda sagt:

    Kommentar zum Kommentar:
    Ich rede (in Punkt 4) nicht davon irgendwen anzugreifen, ich davon nicht dort zu kaufen…vielleicht mal mitdenken und Brötchen schmieren…oder so…
    P.S. Ist lecker? *pffff* die Logik stinkt…aber da können wir uns mal von Auge zu Auge drüber unterhalten Rakete…

  4. Rakete sagt:

    können wir machen. wir sehen uns an der abschussrampe!
    letztens war ich übrigens bei burger king 😯

  5. John K. Doe sagt:

    subway schmeckt echt beschissen und ist sauteuer. in dänemark gibt es ne ganz ähnliche kette, die bieten noch pommes mit den geilsten würzungen an, dass ist echt fett.

  6. Rakete sagt:

    also ich finde subway auch ziemlich teuer und vor allem versuchen die dich über den tisch zu ziehen. recht lecker find ichs trotzdem. auch wenn es darum ja aber auch gar nicht geht hier, verdammt! 😉

  7. solala sagt:

    und warum soll ich da nicht kaufen magda? du verweist hier jetzt auf brötchen… hm backst du die selbst und stellst die sachen die du dafür brauchst auch selbst her? ich tippe mal auf nein… ergo gibts da absolut keinen unterschied…

  8. Rakete sagt:

    um die nun zu erwartende diskussion schon vorab mal etwas zu unterfüttern verweise ich auf einen .
    wer sich tatsächlich ernsthaft damit auseinander setzen möchte, kann ja mal lesen.

  9. magda sagt:

    @Solala: Nein meine Brötchen backe ich nicht selber. In der Regel kaufe ich sie bei einem Bio-Bäcker, aber das ist doch nicht der Punkt.
    Ich glaube schon, dass man als Verbraucher die Missstände, die man bemängelt beeinflussen kann. Und ich glaube auch, dass es nicht sinnlos ist klein anzufangen, und nicht bei Fastfood-Ketten zu kaufen.
    Für mich ist bei der Sache dann noch wichtig, dass diese Konzerne durchweg zur Massenproduktion von Tierfleisch beitragen, die ich auch unterstützen würde, wenn ich dort fleischlose Nahrung kaufen würde (ist aber ja nur so n persönlich-emotionales-blabla-Argument, es muss ja nicht jeder schlimm finden, wenn Lebewesen zur Ware werden und nichts weiter als eine Produktionseinheit darstellen.)

    Und nochmal: Ich laufe nicht durch die Gegend und spucke Kettenessern ins Gesicht, oder sowas (ich kenn ja schließlich auch Menschen, die dort essen und die mag ich trotzdem).
    Ich wollte lediglich zum Ausdruck bringen was für ein skuriles Bild es abgibt, wenn Globalisierungskritiker/gegner einem auf einer Anti-G8-Demo mit vollgepackten Subway(oder sonst was)tüten entgegen kommen.

  10. qwerty sagt:

    Und was ist daran so skurril? Das sie nicht (wie die meisten anderen dort) alles was groß ist und aus den USA kommt hassen?

    Dass nur Vegetarier die G8 „kritisieren“ scheinst du ja auch nicht zu erwarten.

  11. magda sagt:

    Ist doch schön zu sehen, wie schnell man absichtlich falsch verstanden wird. Ich habe die USA mit keinem Wort erwähnt!Die hast du Dir jetzt dazugedacht Qwerty. Um was es mir geht habe ich deutlich gemacht und wenn jetzt die Worte solange gedreht werden, bis man aus irgendeinem Grund wieder dagegen sein kann (vielleicht weil man sich angegriffen oder ertappt fühlt?) dann bitteschön. Es war mir eine Freude.
    Ich zitiere jetzt mal aus der heutigen Taz(G8-Spezial S.V), hier hat jemand offenbar ähnliches beobachtet und fasst meinen Standpunkt noch einmal zusammen: „Erst kommt das Fressen…“
    „(…)Wer wirklich gegen Ausbeutung ist, darf sich von den Ausbeutern nicht durchfüttern lassen. Und wer wirklich Wut auf die herrschende Weltordnung empfindet, sollte zumindest in der Lage sein, sich daheim eine Stulle zu schmieren. Kurzsichtiges Konsumverhalten diskreditiert die gute Sache mehr, als blinde Wut und fliegende Pflastersteine es je könnten.“

    So, falls jetzt nichts sinnvolles mehr beigetragen wird, werde ich mich aus der Diskussion verabschieden.

  12. Rakete sagt:

    liebe magda,
    vielleicht würde es uns in der diskussion ja weiter bringen, wenn du mal auf den punkt bringen würdest, was du wirklich so falsch daran findest, bei meinetwegen subways statt beim dönerladen um die ecke einzukaufen.

  13. magda sagt:

    Auch das habe ich nicht behauptet. Ich für meinen Teil kaufe auch nicht beim Dönerladen um die Ecke ein, weil die genau so einen Mist (Fleisch aus Massenproduktion) verticken. WENN es besser sein sollte beim Dönerladen um die Ecke zu kaufen, dann wohl nur wenn es nach der „support your local dealer“ Taktik geht.
    Und: Skurril ist es deshalb gewesen, weil z.B. die Scheiben eines lokalen Wirtes, der geöffnet hatte (gegenüber vom Hafengelände) vollkommer entglast werden, um dann gemütlich zum ebenfalls geöffneten Burger King zu gehen, und sich satt zu essen. Der Wirt war, wie ich heute in einem Interview sah, gegen soetwas nicht versichert und fragt sich nun ernsthaft wie es mit ihm und seiner Familie weiter gehen soll, denn er habe für soetwas jetzt keine Unmengen (Geld für neue Scheiben und so) bei Seite geschafft. Ich chekc’s halt einfach nicht und finde ein solches Verhalten widersprüchlich…das ist hier für mich erstmal der Punkt.

    Dazu kommt:
    -Unterstützung der Massentier“produktion“
    -Abholzung unglaublich großer Regenwaldflächen (bedingt durch: Massentier“produktion“)

    Und: Dreck! Aber das soll dann einfach tatsächlich jedem selbst überlassen bleiben, mit was für ner Scheiße der Körper (noch zusätzlich zu sonstigen Umwelteinflüssen, denen man sich kaum entziehen kann) vergiftet wird.

    War das denn jetzt (obwohl ich das Gefühl habe mich zu wiederholen) deutlich genug? Sonst können wir es wirklich einfach lassen und das beim nächsten Bier weiterführen…

  14. Mrs. Smith sagt:

    Also, dass Burger King, Mc Donalds vorzuziehen ist, ist geschmacklich determiniert. Leute die VegetarierInnen und VeganerInnen sind, haben so weit ich weiß bei beiden Fastfoodketten ein Problem. Magda, was soll daran schlimm sein, wenn DemonstrantInnen nach, vor oder während einer vermeintlich antikapitalistischen Demonstration Hunger bekommen und etwas Essen, um sich zu reproduzieren. Demonstrieren ist nämlich auch Arbeit. Stört dich demnach, dass der Grund der Demonstration damit „verraten“ wurde? Nach dem Demoausflug wirst du doch auch wieder Arbeiten, Studieren, zur Schule gehen oder was auch immer machen. Konsequenterweise müsste man dann auch sagen, neee das widerspricht meiner politischen Auffassung. Das kannste dann eine Zeitlang durchhalten, bis du dich nicht mehr reproduzieren kannst. Aber Hauptsache pc gestorben.
    Ich halte es für völlig ok, wenn die Leute da essen, wo es ihnen passt. Der Kapitalismus geht durch einen Mc Donalds Boykott etc. jedenfalls nicht zu Grunde.
    Miserable Arbeitsbedingungen der Angestellten bei diesen Ketten zu thematisieren, ist richtig und notwendig, aber auch hier muss sich jede/r darüber im Klaren sein, dass es sich um partielle Kämpfe zur Verbesserung der Lebenssituation handelt und nicht die „entscheidende Schlacht“ im Kapitalismus ist. Dieser wird leider von jeder und jedem reproduziert, ob KapitalistIn im Multikonzern, als HandwerkerIn, als ArbeiterIn, als StudentIn … und somit auch von uns allen.

  15. Rakete sagt:

    die schwachsinnigkeit, irgendwelche geschäfte, seien es nun große oder kleine, zu zerstören (der ich zustimmen würde), ändert imho nichts daran, dass es nunmal genauso wenig revolutionäres potential hat, wenn du fastfoodketten boykottierst.
    zu dem punkt mit der massentierhaltung: sie ist ein produkt dieser gesellschaftsform, die die produzierenden dazu zwingt, so billig wie möglich zu produzieren. natürlich ist das immer auch eine frage von angebot und nachfrage und aus dieser warte kann es vielleicht sogar sinn machen, eben solche produkte aus massentierhaltung nicht zu kaufen. diesen boykott auf den konzern auszuweiten finde ich schon wieder schwierig, denn wo ziehst du da die grenze? in jedem x-beliebigen supermarkt gibts genauso fleisch aus massentierhaltung. es ist nunmal nicht „die schuld“ des konzerns, dass es massentierhaltung gibt. das stimmt einfach nicht.

  16. qwerty sagt:

    Liebe magda,

    wie du schon ganz richtig gesagt hast, hast du das mit den USA nicht geschrieben (das mit der Größe jedoch schon). Ich wollte es dir auch nicht unterstellen, sondern lediglich meiner Vermutung über den Grund deiner Empörung (und auch diejenige der TAZ oder BILD-SchreiberInnen – du stehst ja nicht alleine) in einer rhetorischen Frage Ausdruck verleihen.

    Und geantwortet hast du ja immer noch nicht.Massentierhaltung ist die gegenwärtige Produktionsform von Fleisch, McD, BK und Subway sind da keine Ausnahmen. Und „GlobalisierungskritikerInnen“ sind wohl auch nicht automatisch VegetarierInnen. Also warum war das jetzt skurril? Weil bloß ein gastronomischer Betrieb kaputt gegangen ist und nicht alle?

  17. magda sagt:

    …auch wenn ich diesmal die Argumentation im Grunde nachvollziehen kann, hört es sich so an, als hätte ich gesagt: „hört mal mit dem Essen auf“…hab ich aber nicht.
    Diesen arroganten Unterton von wegen „Demo is Arbeit“ hättest Du (Mrs.Smith) Dir ja mal sparen können. Is mir schon klar, deshalb hab ich mir (wie viele viele andere auch) auch schon vorher Gedanken um Verpflegung gemacht. War ja alles geplant, nicht irgendwie ne spontane Versammlung. Und der theoretische Teil -von wegen Reproduktion und so…ja klar weiß ich…
    Aber man kann doch nicht den Anspruch haben, das herrschende System abschaffen/überwinden zu wollen und die kleinen Zahnräder (oder wie man das auch nennen will) dann selber ölen. Vor allem solche, die man mit Leichtigkeit (was bei den meisten Rädchen ja nicht der Fall ist) umgehen könnte.

    Ich halte einfach viel davon die „Macht“ (auch wenn sie begrenzt ist), die man als Konsument hat, nämlich die Macht, nicht zu kaufen, bzw. bewusst zu kaufen, zu nutzen. Ich werde das auch weiterhin so machen und ich finde es sehr bedenklich, von Menschen, die im Prinzip die gleichen Ziele haben, dafür belächelt zu werden („Hauptsache pc gestorben“). Ich nehme die Argumente (also die, die tatsächlich welche sind) ja auch an, während ich hier das Gefühl nicht loswerde, dass es hauptsächlich darum geht die (oder irgendeine) Gegenposition einzunehmen.

  18. John K. Doe sagt:

    „Der Kapitalismus geht durch einen Mc Donalds Boykott etc. jedenfalls nicht zu Grunde.“

    also, was du da schreibts mag ja alles sinn machen. aber diesen teil kann ich echt nicht mehr hören…., langweilt mich zu tode.

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