Kundgebung der Kampagne "Here To Stay"

„Die Häuser gehören uns!“
von am 2. Februar 2011 veröffentlicht in Soziale Bewegungen

Rund 100 Teilnehmer_innen versammelten sich heute mittag auf dem Campus der Universität zu einer Kundgebung der Kampagne „Here To Stay“. Sie fordern vom Studentenwerk, die konfrontative Mietpolitik aufzugeben und sich an Absprachen zu Mietverhältnissen zu halten.

Die Kampagne „Here To Stay“ ist von Bewohner_innen mehrerer vom Studentenwerk vermieteter Häuser organisiert. Ziel ist, die selbstverwalteten Strukturen der Häuser zu erhalten, die durch die aktuelle Politik des Studentenwerks bedroht wird (Monsters berichtete im Dezember).

In mehreren Redebeiträgen wurden die aktuellen Auseinandersetzungen, ihr gesellschaftspolitischer Rahmen und die Geschichte der Häuserkämpfe in Göttingen geschildert. Aus den Häuserkämpfen, die um 1970 im Rahmen von Wohnraumknappheit und städtebaulichen Umstrukturierungen begannen, gingen auch nun in der „Here-To-Stay“-Kampagne organisierte Hausstrukturen hervor. Im Redebeitrag wurde auch auf die nach wie vor aktuelle Knappheit erschwinglichen Wohnraums hingewiesen. Nur schlüge sich dieser soziale Konflikt nicht mehr in dem Maße in der politischen Debatte nieder, Proteste gebe es kaum noch.

Vorangegangene Redebeiträge warben für das Konzept des eigenverantworlichen, selbstbestimmten Wohnens in den bedrohten Häusern. Selbstverständlich gelte dies auch für Nicht-Studierende, die in schwierigen sozialen Situationen umso mehr auf erschwinglichen Wohnraum angewiesen seien. Dies gelte beispielsweise auch für Schüler_innen, Azubis, aber auf Familien, die neben dem bezahlbaren Wohnraum insbesondere von den solidarischen selbstorganisierten Wohnstrukturen profitieren würden. Allerdings sei hier nicht nur das Studentenwerk als Vermieter in der Pflicht, ebenso müsse auch die Stadt hier Verantwortung übernehmen.

In einem weiteren Redebeitrag wurde der politische Aspekt der Wohnstrukturen beleuchtet. So sieht die Kampagne bei Studentenwerk und dessen Geschäftsführer Jörg Magull auch politische Motive, die zum augenblicklichen konfrontativen Vorgehen geführt haben. Insbesondere „anti-linke Ressentiments“ seien in Diskussionen zu spüren, die auf die selbstverwalteten Häuser projeziert würden. Diese Ressentiments führten zu einer Ablehnung solcher emanzipatorischer Wohnformen. Dieselben Motive seien es, die auch im Konflikt um selbstverwaltete Wohnformen in anderen Orten eine wesentliche Rolle spielten: Genannt wurden hier die besetzten (und geräumten) Häuser in Erfurt (Gelände des ehemaligen Betriebs „Topf und Söhne“), das derzeit in Räumung befindliche Haus in der Berliner Liebigstraße und auch etwa in Kopenhagen. Exemplarisch für dieses fehlerhafte politische Verständnis sei auch beispielsweise die letzte Publikation des Göttinger RCDS, der in rechtsradikaler Diktion etwa von „Schmarotzertum“ der Bewohner_innen sprach. Ausdruck politischen Ressentiments sei auch die Forderung des Studentenwerks gewesen, Transparente zu politischen Themen von den Häusern zu nehmen.

Die Kampagne fordert vom Studentenwerk die Einhaltung getroffener Absprachen, von denen das Studentenwerk einseitig abrücke. Dazu solle es Mietverträge abschließen, die im Sinne der Bewohner_innen der „nonkonform, bunt und emanzipatorisch“ organisierten Häuser seien und ein solidarisches Zusammenleben ermöglichten.

Im Anschluss an die Kundgebung zogen einige Teilnehmer mit Transparenten in einer kurzen spontanen Demonstration durch das Hörsaalgebäude in die Zentralmensa, wo auch die Verwaltung des Studentenwerks sitzt. Dort löste sich die Demonstration auf.

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6 Kommentare auf "„Die Häuser gehören uns!“"

  1. Harvey sagt:

    Nur so für den lokalhistorischen Rahmen: Klaus Peter Wittemann hat übrigens eine Sammlung interessanter Bilder und online gestellt.

  2. nationaler barde sagt:

    Kollektive Wohnheimer wie die Rote Straße abschaffen!
    Linke müssen RAUS aus der Peripherie, REIN in die Innenstädte!
    Linken ans Bein pissen!

  3. ich sagt:

    oha vielleicht weniger trinken wenn man nen comment schreiben will, aber vielleicht versteh ich auch nicht warum die rote peripherie ist und wo die innenstadt anfängt.
    und übrigens tut mir dein musikgeschmack echt leid ich hoffe du hast wenigstens ein paar freunde!

  4. lolo sagt:

    Danke für die Links, Harvey. Finde ich sehr interessant.

  5. bürger sagt:

    Uns gehört die Stadt – bestehende Besetzungsverhältnisse aufmischen! Bürgerliche Wohnstrukturen gestalten – erhalten – selbstverwalten! Gegen Sozialismus und Unterdrückung Andersdenkender und für ein emanzipatorisches, buntes und vielfältiges Stadtbild!

    So einfach ist das mit den Parolen.

  6. Harvey sagt:

    Du redest ein wenig wirr. Um ernstgenommen zu werden, solltest du zunächst grob erläutern, worüber du diskutieren möchtest. Anscheinend findest du das Transpi schön. Fand ich übrigens auch.

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