[antifee] 10 Fragen an… Dota, die Kleingeldprinzessin
von am 10. Juni 2007 veröffentlicht in Antifee, Gespräche

Eine Woche noch bis zum Antifee und wir zaubern das letzte Interview aus dem Zauberhut. Die sozusagen letzte Ehre gibt sich diese Woche Dota, die Kleingeldprinzessin. Alle anderen Bands, die auf dem Antifee Festival spielen und mit denen an dieser Stelle kein Interview veröffentlicht wurde, haben schlichtweg nicht geantwortet. Aber wie auch immer, hier nun das Interview mit Dota

Wer bist du, was machst du und warum eigentlich Dota?

Dota ist mein Name – naja eigentlich Dorothea, aber so nennt mich keiner. ich schreibe und singe die Lieder, die mir einfallen.

Was war für dich bislang das Highlight deiner Musikkarriere?

die Zusammenarbeit mit Danilo Guilherme in Brasilien, wo wir zusammen eine Cd aufgenommen haben, war ein Highlight. mit meiner Band war es eine Tour durch Sibirien mit dem Goethe Institut im Oktober letzten Jahres. und dann gab es einige Konzerte, die besonders in Erinnerung geblieben sind, weil das Publikum so gut drauf war und die Energie so richtig gestimmt hat. z.B. in Freiburg, in Hamburg und in Hildesheim und noch einige andere.

Was nervt dich am meissten am Musikmachen? Und was treibt dich an?

das organisieren, v.a. telefonieren (hasse ich) und e-mail schreiben nervt tierisch und alles was mit geld zu tun hat. das spielen selber treibt mich an und konzerte zu hören von anderen bands, die mir gefallen.

„Politik in einem Popsong, das bleibt immer an der Oberfläche“ haben Superpunk mal gesagt. Begreifst du dich als politische Musikerin und glaubst du, dass das funktioniert?

was soll daran funktionieren bzw. nicht funktionieren? klar. ein Song ist kein Zeitungsartikel und es wird schwer komplexe Zusammenhänge von allen Seiten zu schildern. jedes „politische“ Thema, zu dem es einen quasi emotionalen Zugang gibt „funktioniert“. z.B. die Abscheu gegen den Überwachungsstaat oder der Überdruß der Konsumgesellschaft, die Ungerechtigkeit der Ungleichverteilung etc.

Das Antifee Festival hat einen doch recht spezifischen und vor allem politischen Charakter. Wieso spielt ihr da, was gefällt euch daran?

antisexistisch, antinationalstisch – find ich gut. was soll man da noch sagen? es scheint mir eine Selbstverständlichkeit, Nationalismus und Sexismus zu abzulehnen.

vielleicht weil ich beidem in meiner Alltagsrealität selten begegne und mir erst klarmachen muss, wie verbreitet es ist und dass es nötig ist gegen beides Stellung zu beziehen. Das Problem an solchen Veranstaltungen ist bloß immer, dass die Leute, die sie erreichen, eh schon der gleichen Meinung sind. Sicher kein Grund, sie nicht zu machen. Auch wenn damit noch keiner zum Umdenken bewegt wird, so wird das Statement doch wenigstens öffentlich wahrgenommen.

Im speziellen geht es um die Kritik an Nationalismus und Sexismus. Beides sind auch Themen, die in der „Musikszene“ eine Rolle spielen. Inwiefern setzt du als Künstlerin, abseits von der kreativen Betätigung, Kritik an gesellschaftlichen Verhältnissen in Handlung um?

Kurhaus haben gut geantwortet, dass sie „denken und mit Menschen reden“. gute Antwort. da schliess ich mich an. allerdings passiert es mir, wie gesagt, selten, dass ich mit Leuten in Kontakt komme, die wirklich in geschlechterspezifischen Klischees denken oder sich eine Deutschland-Fahne ans Autofenster hängen würden. Ansonsten geh ich gelegentlich auf Demos, z.b. zuletzt in Rostock, und spiele oft bei Soli-Veranstaltungen für Projekte.

Hast du das Gefühl, dass dein Geschlecht bei deiner künstlerischen Tätigkeit eine Rolle spielt? Wenn ja, wie macht sich das bemerkbar?

keine ahnung. ich schreib die lieder die mir einfallen. ob die mir jetzt speziell als frau einfallen, weiss ich nicht. vermutlich würde ich andere Lieder schreiben, wenn ich ein mann wäre. aber wie soll ich das wissen.

Die Musikszene ist sehr stark männlich dominiert, es gibt nur wenige Frauenbands. Was glaubst du, woran das liegt?

ich höre viele sängerinnen. warum es wenig schlagzeugerinnen und bassistinnen gibt? – weiss ich nicht.

Nationalismus ist wieder en vogue. Das kommt auch im Musikbereich zu Tage, sei es duch Bands wie MIA, die partout nicht verstehen wollen, warum ein neues deutsches Wirgefühl zum Kotzen ist oder durch Udo Lindenberg und Konsorten, die mit einer Deutschquote den Äther von transatlantischen Musikstücken befreien wollen. Wie steht ihr zu derlei Tendenzen und was glaubt ihr, dagegen tun zu können?

ich finde das kokettieren mit nationalen Symbolen furchtbar. (mir fällt gerade kein besssere Wort ein. auch: gefährlich. leichtsinnig. bescheuert. scheiße.)

die „Deutschquote“ ist einfach unnötig. die meisten radiosender kann man doch sowieso nicht hören. zum glück gibt es freie radios und spartensendungen.

Wir sind nun auch schon am Ende unseres letztendlich doch sehr politisch gewordenen Interviews angelangt. Wir bedanken uns recht herzlich, dass ihr euch die Zeit genommen habt und geben das letzte Wort nochmal an euch um zu sagen, was ihr schon immer mal sagen wolltet. Bis zum Juni!

nö. gerade nix. bis nächste woche. danke ebenfalls.

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