Rezensionen

Muse – Haarp, endlich Live!
30. März 2008

Mal ganz ehrlich: Brauchen wir wirklich Live-Platten?! Ein zweischneidiges Schwert. Live klingt fast immer scheiße – und eigentlich gibt es keinen Grund sich Musik noch einmal anzuhören, die man als schöne Studioproduktion zur Verfügung hat, ohne dass man die Band wenigstens dabei sieht. Ohne dass man sich mit Fans und dergleichen rumschlagen muss. Und kaum hat man das zu Ende gedacht, fallen einem sofort die Ausnahmen ein. Keine Frage: Iron Maidens „Live after death“ ist die Messlatte einer guten Live-Platte. Oder KISS „Alive I + II“ – vor allem wegen dem Partyfaktor! Oder „101“ von Depeche Mode, wobei hier gleichzeitig der dazugehörige Film Pflicht ist. Dann wird es schon schwierig, denn gerade in den letzten Jahren gab es zu viele unnötige Live-Platten.


Meneguar – Endlich mal wieder Ja! sagen!
31. Januar 2008

Indierock! Das ist eigentlich nicht mehr als eine Phrase. Das war früher die Musik für gescheitelte Gymnasiasten, die besseres zu tun hatten als, so wie ich, Snap geil zu finden. Was habe ich diese Menschen gehasst. Und wie viel schlimmer war es, dass ich selbst kurze Zeit später ein solcher wurde. Aber Indierock war zu kurz, es musste gleich Punk sein. Aus der Perspektive ist Indierock auch schon wieder uncool. Und heute? Heute hat sich alles verändert. Und vieles was mal Punk, was mal Hardcore war, ist plötzlich Indierock. Die einen finden das gut, die anderen schlecht. Ich hasse es wieder. Und irgendwie beißt sich die Katze in den Schwanz. Und ich will mich innerlich mit Händen und Füßen wehren, im folgenden Text den Begriff Indierock auch nur ein weiteres Mal zu benutzen.


Chrome Hoof: Heavy Metal Disco!
29. Januar 2008

Unter Leuten, die sich mit Musik beschäftigen, entwickeln sich in aller Regel nach einiger Zeit Mechanismen. Dabei handelt es sich in aller Regel um kurze Geschmackstests, die sich meistens im Hinterkopf abspielen. So war das auch mit „Pre-Emptive False Rapture“ von Chrome Hoof. Ein interessantes Cover machte mich an, auf die Frage, worum es sich dabei handeln würde, wurde mir nur der Name einer Person genannt, die, so wörtlich, die Platte zum erbrechen finden würde. Genau das war gewissermaßen der Startschuss zum Geld ausgeben. Wenn dieser Mensch es hasst, dann muss ich es lieben.


DES ARK zeigen, dass alles anders sein kann
13. Januar 2008

Meine erste Konfrontation mit DES ARK war durch Vorbehalte bestimmt, die ich mir in jahrelanger Kleinarbeit zugelegt hatte. Im Zusammenhang mit DES ARK sagte man mir nur so etwas wie „Singer-Songwriter“, „Queercore“ und „eine Frau mit Gitarre“. Und da dachte ich erstmal: „Na toll!“. Wenn ich „Singer-Songwriter“ höre, dann wird mir spontan langweilig. Dann muss ich an all die Rocco Votolatos denken und an all die Sänger irgendwelcher Ex-Bands, die sich nun berufen fühlen uns ungestöpselt neu zu langweilen. Nachdem ein Großteil der Menschheit herausgefunden hat, dass doch alle irgendwie auch „Cash-Fans“ sind, funktioniert das Rezept. Ganz ehrlich, mich hat es von Anfang an gelangweilt. Lediglich der Kanadier Greg MacPherson konnte seine Wut selbst mit Wandergitarre weitertransportieren. Ansonsten halte ich es weiter mit Tom Petty. DES ARK also auch sowas? Nur mit etwas beigemischter Tradition aus Team Dresch, Spitboy und den anderen üblichen Verdächtigen. Schön, dass mir DES ARK einen ganz ordentlichen Hammer vor den Bug meiner Arroganz knallen. „Loose Lips Sink Ships“ führt aber erstmal in die Irre. Der erste Song „Some are love“ lässt noch nicht ganz erkennen, das DES ARK den Rest der Platte völlig brillieren werden – aber er zeigt, dass man Aimee Argotes Stimme nicht
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DIE deutsche Ska-Punk-Band?!
4. Januar 2008

gelöscht…


Nada Surf – Immer diese Sache mit den Helden
4. Januar 2008

Wie zur Hölle soll man über eine Band vernünftig schreiben, wenn man ihr sowieso erlegen ist. Wenn man ihr jeden groben Fehltritt verzeihen würde. Gott – was ist „Blizzard of 77“ für ein unglaublicher Song! Wer nach „Blizzard of 77“ nicht den Anflug von Gänsehaut oder wenigstens einen Kloß im Hals hat, der ist ein schlechter Mensch. Der stößt auch alte Damen die Treppe runter und blökt dann „Alte was rennste denn?“. Der frisst dir auch die Wurst vom Brot. Der frisst sowieso kleine Kinder zum Frühstück! Kurz: Was für ein Song!!!! Ja, „Let go“ war und ist ein kleines, ganz unspektakuläres Meisterwerk. Nada Surf eine ganz unspektakuläre Band. Ein Phänomen in das sich eher Europäer vergucken konnten. Erst ganz großer Auftritt: „Popular“ vom Album „High/Low“ stolpert in die Billboard-Charts. Danach gibt es Lektionen im Fach Musikbusiness, Grundkurs Potenzial. Platte Nummer Zwei kommt auf den Markt – nur um Werbung will sich keiner kümmern. Die Platte wird gelobt – aber interessiert eigentlich nur die Fans die sowieso schon da sind. Naja, dann kam „The weight is a gift“ und das ist eben eine Platte die jemand wie ich dann trotzdem hat, wegen Nada Surf eben. Loyalität und so. Trotzdem –
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Jens Raschkes Reise in die Welt der sonderbaren Töne
21. November 2007

William Shatner ist ein mutiger Mann. Nicht nur das er als mutiger Cop elegant und legendär wie kein anderer über die Motorhaube eines Ford LTD in Polizeiausführung schlidderte (Star Trek lassen wir ganz unerwähnt) – 1968 war er mutig genug eine Platte aufzunehmen, die den klingenden Titel „The Transformed Man“ trug. Wing Han San ist eine mutige Frau. Die Hong Kong-Chinesin im Neuseeländischen Exil schaffte nicht nur in ihrem Job als Krankenschwester – sie besaß auch den Mut talentfrei Platten aufzunehmen, angefüllt mit höchst eigenen Interpretationen von den Carpenters oder AC/DC. Johnny Bode ist ein mutiger Mann. Der Schwede ist ausgestattet mit einer durchweg hanebüchenen Biographie und einer ebenso hanebüchenen musikalischen Hinterlassenschaft. Bode schaffte es in der großen Zeit der beginnenden Pornoindustrie diese inhaltlich in Noten und Text zu fassen und auf Vinyl zu pressen. Jens Raschke ist ein mutiger Mann. Jens Raschke ist im Grunde genommen die mutigste Persönlichkeit aller hier genannten. Irgendwann ist Jens Raschke in einen musikalischen Bereich geraten, der nicht zu unrecht mit „incredibly strange music“ umschrieben werden kann.


Tom Tonk und 34 Schallplatten
11. November 2007

„Über Musik schreiben ist wie zu Architektur tanzen“, ein oft gewähltes Zitat, wenn sich der ein oder andere Rezensent schüchtern für sein Werk entschuldigen mag. Welch eine kolossale Fehleinschätzung. Welch unnötiges Konstrukt, wenngleich ich die Vorstellung tanzender Architekten nicht ganz verwerfen möchte. Natürlich kann man über Musik schreiben. Man kann sogar ganz hervorragend über Musik schreiben und zwar besonders dann, wenn man die Fähigkeit besitzt das Ohr, das Auge und den Stift (meinethalben auch die Tastatur) über den Rand der Platte hinaus zu werfen. In einer guten Rezension, oder in einem guten Text über Musik, muss ausgerechnet diese nicht unbedingt die erste Geige spielen. Das wäre todlangweilig und interessiert eh keine Sau. Tom Tonk scheint genau das begriffen zu haben und verschont uns mit langweiligen Texten, die ungefähr referieren, dass die erste Platte ja viel besser war und alles andere eben Scheiße. Nun, mit Abstufungen. Denn wenn es zumindest um AC/DC geht, gibt es kein vertuen. Nach Bon Scott war bei AC/DC alles anders, wie Tonk so schön schreibt. Des Pudels Kern ist, dass Tonk damit AC/DC völlig ausreichend abgehandelt hat und uns nun mit einer Unmenge Nebeninformationen beschenkt. Lebensweisheiten, die sich Tonk hart erarbeitet hat, mit viel Alkohol und
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Mal gucken, was der Apparat noch so kann
7. November 2007

Apparat liefert mit „Walls“ ein dermaßen vielseitiges Album, dass jegliche Beschreibungen fehlen müssen. Was da ziemlich metropolenmäßig aus den Boxen schallt, hat mal ziemlich provinziell seinen Anfang genommen, nämlich in einer Kleinstadt im Harz, wo Sascha Ring aka Apparat am 27. Juni 1978 auf die Welt geworfen wurde. Hier beginnt er bereits erste Lieder zu basteln. 1997 tritt er die Flucht nach vorne an und macht sich auf nach, wie soll es auch anders sein, Berlin. Ab 1999 finden immer mehr von Apparats Elektronik-Tracks den Weg in die Plattenläden. 2001 erscheint Rings Debüt „Multifunktionsebene“ auf dem Berliner Label Shitkatapult. In den folgenden Jahren kommen Veröffentlichungen auf Ellen Alliens Label.


Antitainment – auf ein neues!
22. Oktober 2007

Antitainment begann anders. Aus einem Witz, aus einem Wahnwitz. Der Bodensatz aus dem die Band dereinst gedeihen sollte, traf sich einstmals eher halbchaotisch und ohne das Instrumente wirklich beherrscht wurden, sandte man ein Demotape zu einem Talentwettbewerb. Auf diesem Tape gab eine schwedische Poppunkband ihr Bestes – Antitainment entstanden ein paar Experimente später. Über einige dieser Stadien sei der Schleier des Schweigens gelegt. An anderen Stellen hatte man die Qualität der Band längst erkannt – nur nicht bei mir. Als ich Antitainment das erste Mal gesehen habe, verzog ich mich in eine dunkle Ecke. Antitainment fanden alle total gut und da ich dem Pöbel keine Urteile zutraue (und zumindest in Göttingen eigentlich nicht ohne Grund), beschloss ich die Band grundsätzlich nicht zu mögen. Dann, auf der zweiten Show der Band in meiner Wahlheimat, konnte ich der Darbietung des Frankfurter Quartetts nicht aus dem Weg gehen. Danach kaufte ich ohne zu zögern die Platte, es wurden Worte gewechselt und es entstand das, was einer brauchbaren Plattenrezension immer im Wege steht: eine Beziehung. Auf „Cooler Plattentitel“ schafften Antitainment das Kunststück, kurz und bündig zu erklären, was auf einem Hardcore-Konzert im Allgemeinen geschieht: „Ey, ihr dahinten in der ersten Reihe, ihr habt’s gecheckt
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