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Der letzte Castor
von am 24. November 2011 veröffentlicht in Soziale Bewegungen, Titelstory

13:58 Uhr, Göttingen
Die BürgerInnen beobachten Polizei und Justiz haben den angekündigten und gestern bereits umgesetzten massiven Pfefferspray-Einsatz gegen Castor-GegnerInnen scharf verurteilt. Die Bürgerrechtsorganisation aus Göttingen verweist auf mögliche gesundheitliche Nebenwirkungen des Reizgases, „weitere Todesfälle durch Pfefferspray“ würden im Wendland „bewusst in Kauf genommen“, sagte ihr Sprecher Rolang Laich. „Es ist nicht Aufgabe der Polizei, undemokratische Fehlentwicklungen von historischem Ausmaß mit quasi-militärischen Mitteln gegen eine große Mehrheit der Bevölkerung durchzusetzen“, so Laich weiter. „Tut sie es dennoch, so stellt sie sich außerhalb ihrer demokratischen Legitimation – ein Szenario, das alle alarmieren muss.“ (Rakete)

10:10 Uhr, Meldung der Bundespolizei
Der Castortransport hat nach Polizeiangaben um 10:05 Uhr die französisch-deutsche Grenze überquert. Sollte er über Göttingen ins Wendland gebracht werden, wäre er ab 18 Uhr hier zu erwarten – je nachdem, ob es Verzögerungen auf der Strecke gibt. Ob der Zug tatsächlich Göttingen passieren wird, entscheidet sich erst etwa eine Stunde zuvor in Kassel. (Rakete)

Freitag, 1:00 Uhr, Bahnhof Göttingen
Die Mahnwache am Bahnhof hält bei niedrigen Temperaturen wacker durch – die Aktivist_innen wärmen sich in einem Zelt auf, das sie mitgebracht haben. Mit einem Gaskocher kann heißes Wasser gemacht werden, eine Campingheizung sorgt für Wärme. Die Laune ist noch immer gut, doch, so erzählen sie, gab es am Abend noch Probleme. Ein Aktivist der Anti-Atom-Initiative war zum Verteilen von Flugblättern im Bahnhof unterwegs, als er dort mit dem Bahnsicherheitsdienst und der Bundespolizei aneinandergeriet. Nach einer Debatte verwies der Sicherheitsdienst stur auf das Hausrecht und sprach schließlich ein „Hausverbot“ aus. Dabei hatte das Bundesverfassungsgericht gerade erst eine Grundsatzentscheidung getroffen, dass durchaus auch Flughäfen, Bahnhöfe, ja sogar großen Shopping-Tempel zum öffentlichen Raum gehören. Später drang der Aktivist dann zusammen mit einem Beobachter von „Bürger beobachten die Polizei“ dann doch auf Klärung. Nach Rücksprache mit Vorgesetzten und anstrengender Diskussion war die Bundespolizei schließlich doch zu überzeugen – und es dürfen nun wieder Flugblätter auch im Bahnhofsgang verteilt werden.
Einen bescheidenen Wunsch äußert die Nachtwache an die Nachteulen unter den Tickerleser_innen: Ein aufgebrühter Bohnenkaffee, das wäre prima… (Harvey)


Alles ruhig: Die Mahnwache am Bahnhof in der Nacht auf Freitag

20:15 Uhr, Rosdorfer Feldmark
Entspanntes Probedemonstrieren im Landkreis Göttingen: Sieben AktivistInnen spazieren mit Laternen und zwei Ponys durch die Feldmark bei Rosdorf. „Die Ponys sind grundsätzlich gegen den Castor, die brauchen gar keinen Atomstrom“, sagt eine Aktivistin. 200 Meter neben den Gleisen, auf denen morgen womöglich der Castor fährt, errichten sie ein X aus Friedhofskerzen. Dann stößt der Treckerkorso von der Demo in Göttingen hinzu. „Morgen wird das hier interessanter“, sagt einer der Fahrer, während im Hintergrund Polizisten eine Brücke mit Taschenlampen untersuchen. Am Freitag um 19 Uhr soll der Spaziergang wiederholt werden, dann hoffen die AktivistInnen auf regere Teilnahme. (Rakete)


Probeblockade in der Feldmark

18:20 Uhr, Juzi Göttingen
Die Demo ist am Juzi angekommen und wurde aufgelöst. Hier beginnt jetzt die Infotheke. Auf einer Zwischenkundgebung vor dem Carré kritisierte Physikprofessor Rolf Bertram die seiner Meinung nach unzureichenden Reaktionen auf den Unfall in Fukushima: „Der Atommüllberg wird ständig erhöht, obwohl niemand weiß, wohin mit dem Müll.“ (Rakete)


Aktivist und Professor: Rolf Bertram

18:12 Uhr, Bahnhof Göttingen
Am Bahnhof bereiten sich jetzt gut 100 Menschen daruf vor, dass die Demo los geht. Eine Samba-Gruppe sorgt für Musik und die Trecker stellen sich auf. Die Demo soll bis zum Juzi führen. „Wir werden notfalls auch bis übermorgen hier bleiben“, sagte ein Redner. „Wir begleiten den Castor so lange, bis unsere Kollegen im Wendland ihn übernehmen.“

17:15 Uhr, Bahnhof Gö
Die Transparente hängen, das Zelt steht, 20 Kerzen bilden ein großes „X“ auf dem Bahnhofsvorplatz. Mittlerweile warten hier rund 50 Menschen darauf, dass etwas passiert. Die Aktivist_innen haben die Hoffnung, dass es zur Demo um 18 Uhr noch mehr werden. Tobias Darge, Sprecher der Anti-Atom-Initiative, geht nicht davon aus, dass der Zug noch heute Nacht durch den Bahnhof fährt, sondern rechnet mit einer Durchfahrt am Freitagabend. Dann könnte es wie in den vergangenen Jahren auch wieder Blockadeversuche geben. Nur im verganenen Jahr gab es keine. Und morgen? „Wir werden sehen“, so Darge. (Rakete)

Donnerstag, 16.30 Uhr, Bahnhof Gö
Vor dem Göttinger Bahnhof beginnen die Vorbereitungen für die Dauermahnwache, die eigentlich schon um 16 Uhr beginnen sollte. Rund 30 AktivistInnen bauen Zelte auf und rollen Transparente aus. Elf Traktoren stehen bereit, sich an den Protesten zu beteiligen. Für 18 Uhr ist eine Demonstration angekündigt. Die Polizei hält sich im Hintergrund, lässt das Geschehen aber vom Staatsschutz beobachten. Am Nachmittag soll bereits ein Hubschrauber die Schienen abgeflogen haben und auch Polizeibeamte wurden schon im Gleisbett gesehen. Der Castor-Transport steht seit heute Vormittag im französischen Rémilly und soll dort Medienberichten zu Folge auch bis morgen früh stehen bleiben. Somit ist es unwahrscheinlich, dass er in dieser Nacht Göttingen durchfahren wird. (Rakete)

Mittwoch, 11:00
Rund 300 Schüler_innen beteiligten sich am Mittwochmittag an einer Anti-Atom-Demo, zu der die Jugendantifa (JAG) aufgerufen hatte. Die Demozüge von der Christoph-Lichenberg-Gesamtschule und der Geschwister-Scholl-Gesamtschule trafen sich um 11 Uhr auf dem Wilhelmsplatz und zogen gemeinsam vors neue Rathaus. Am Otto-Hahn-Gymnasium sollen Schüler_innen laut JAG von der Schulleitung eingesperrt worden sein, damit sie nicht an der Demo teilnehmen konnten. Es „wurde eine ganze Klasse beim Versuch den Klassenraum zu verlassen von der Polizei gehindert und wieder zurückgedrängt“, heißt es in einer Pressemitteilung der JAG. An der IGS soll den Angaben zu Folge ein Aushang davor gewarnt haben, „dass der Göttinger Antifa Block den guten Ruf der Schulen ausnutze, um die Schülerinnen für Gewalttaten, auch gegen Polizisten, zu missbrauchen.“ (Rakete)

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18 Kommentare auf "Der letzte Castor"

  1. avantipopolo sagt:

    bilder unverpixelt .. geht gar nicht klar -.-

  2. Antiatomico sagt:

    [Kopie von schoener-leben mailiing liste]

    Die Mahnwache / Infotisch am Bahnhof ging die ganze Nacht durch und wird weitergehen, bis wir die Rücklichter vom Castorzug sehen … (36 Stunden? 48 Stunden? 3 Tage? 😉

    Wir haben unser Recht auf Info-Aktion / Flugblattverteilung dort gegen die gestern abend äusserst bleidigenden Bahnhofsmanagement-Schergen und die Bundespolizei durchgesetzt – also wer noch mal 1 Stunde übrig hat, bitte zu unserem grossen Zelt auf dem Banhhofsvorplatz kommen und Flugis nehmen und IM BAHNHOF mitverteilen … oder uns mit Infos und frischem Bohnenkaffee (mit Milch, ohne Zucker, danke 😉 versorgen und einfach unterstützen … hier ein paar links dazu und zu dem, was sich die Polizei gestern im Wendland geleistet hat …

    http://monstersofgoe.de/2011/11/24/der-letzte-castor/

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,799843,00.html

    http://goest.de/polizei_pfefferspray.htm

    http://www.neues-deutschland.de/artikel/211875.im-wendland-geht-es-los.html
    http://www.taz.de/t16/Castortransport-nach-Gorleben/!82532/
    http://www.taz.de/Castor-Proteste-im-Wendland/!82547/
    http://www.jungewelt.de/2011/11-25/048.php

  3. Antiatomico sagt:

    Hey Sommermonsters … ihr seid hier noch auf Sommerzeit 😉

  4. Harvey sagt:

    danke, ist geändert (hoffentlich…)!

  5. avantipopolo sagt:

    jo ich bedanke mich 🙂

  6. Antiatomico sagt:

    Inklusive der 20 Bio-Bauern + Beisitzern und dann 14 Traktoren und den 30 absichernden Anti-Atomis, habe ich 250 gezählt … steht auch so im GT heute …
    http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Castor-bei-Friedland-blockiert

  7. Antiatomico sagt:

    Dabei kam es gegen 9 Uhr bei Hebenshausen zu einem Zwischenfall, bei dem eine 31 Jahre alte Journalistin aus Lüneburg verletzt wurde. Ein nicht angeleinter und nicht mit Maulkorb versehener Polizeihund habe die Frau angefallen und durch Bisse verletzt. Sie musste ambulant behandelt werden. Nach Darstellung der Polizei passierte der Vorfall, als der Hundeführer aus Hildesheim gerade den losen Maulkorb festzuziehen versuchte und der Hund sich bei Annäherung der Journalistin und ihres Begleiters losriss.
    –>
    Zwei Stunden Stopp im Dreiländereck – Castor bei Friedland blockiert
    http://www.goettinger-tageblatt.de/Nachrichten/Goettingen/Uebersicht/Castor-bei-Friedland-blockiert

  8. Antiatomico sagt:

    Wieso überhaupt der LETZTE Castor?
    1. Gibt es noch HOCHradioaktiven Müll in Sellafield, der zurück nach .de muss
    2. Gibt es in La Hague auch ncoh viel MITTELradioaktiven Müll

  9. Antiatomico sagt:

    Kommentator zum guten Spiel des Torwarts bei Hannover – Hamburg:
    „Und der Torwart steht fest wie der Castor in Niedersachsen“ 😀 😀

  10. Antiatomico sagt:

    Mitteilung des AntiAtomPlenums Göttingen aapgoe zu Eichenberg:
    „In einer grenzüberschreitenden Aktion blockieren ca. 100 AtomkraftgegnerInnen im Dreiländereck Niedersachsen/ Hessen und Thüringen den Castortransport ins Wendland. Nachdem abgesichert war, dass der Zug hält, besetzten die AktivistInnen kurz vor Eichenberg weiträumig und lautstark die Schienen. Mit der Aktion stellen sich die BlockierInnen dem geplanten Weiterbetrieb der Atomkraftwerke und der politischen Etablierung eines Endlagers in Gorleben entschieden entgegen, so eine Sprechererin der Gruppe. Die gezielte Störung von Atommülltransporten sei solange erforderlich bis die lebensfeindliche Atomenergienutzung und die Produktion von jahrtausendelang strahlendem Müll endgültig und weltweit beendet wird. (…)“

  11. Antiatomico sagt:

    Legal-Team: Rechtsbrüche und Gewalt bestimmen weiterhin den Polizeialltag rund um den Castortransport

    +++ Journalistin bei Göttingen durch Polizeihund verletzt +++ Viele verletzte Demonstranten durch Polizeigewalt +++ Einschränkung der Versammlungsfreiheit und rechtswidrige Kontrollstellen +++ Mediziner und Rechtsanwälte in ihrer Tätigkeit behindert +++ Rechtsanwälte kritisieren das Vorgehen der Polizei hart +++

    Die Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte des Legal-Teams berichten von erschreckenden Rechtsbrüchen durch die Polizei.
    In Göttingen wurde eine Journalistin von „Graswurzel-TV“ von einem Polizeihund gebissen und so schwer verletzt, dass nach der Behandlung durch einen Sanitäter noch ein Arzt hinzugezogen werden musste.

    Zuvor ließ die Polizei in der Nacht auf Samstag die Situation in Metzingen erneut eskalieren.
    (mehr) –>
    http://www.bi-luechow-dannenberg.de/chronologisch/pressemitteilungen/legal-team-rechtsbruche-und-gewalt-bestimmen-weiterhin-den-polizeialltag-rund-um-den-castortransport

  12. Antiatomico sagt:

    “Sofortige politische Kapitulation!” – Castortransport ist gescheitert

    Null Akzeptanz für Castor und Gorleben – der Atommülltransport kommt auf seiner letzten Etappe nur noch im Schritttempo vorwärts, die Polizei erkämpft sich Meter für Meter. In Hitzacker kapituliert die Polizei an einer Betonpyramide, es sind zusätzlich hunderte Menschen auf den Schienen und über tausend bereits auf der Straßentransportstrecke. Jetzt ist der Zeitpunkt für eine sofortige politische Kapitulation. Gorleben ist nicht durchsetzbar! –>
    http://www.contratom.de/2011/11/27/sofortige-politische-kapitulation-castortransport-ist-gescheitert/

  13. Antiatomico sagt:

    Kletteraktivistin nach Castoraktion in Haft

    Das “Eichhörnchen” befindet sich nach einer Kletteraktion gegen den Catortransport in der JVA Preungesheim. Laut eines Justizbeamtin ist ein Kontakt zu ihr nicht möglich. Atomkraftgegner rufen zu Solidarität auf. –>
    http://www.contratom.de/2011/11/27/kletteraktivistin-nach-castoraktion-in-haft/

  14. Antiatomico sagt:

    Zur Kletteaktion gegen den Castortransport bei Fulda von „Eichhörnchen“ Cecile Lecomte – Mitteilung der Gruppe „Fuldasperre“:
    „Seit 22 Uhr [Freitag] blockiert die Gruppe „Fuldatalsperre“ die Zentrale Strecke für den 13. Castortransport auf seinem Weg nach Gorleben in Höhe Marbach bei Fulda. Aktivist_innen hängen von einem hoch über den Schienen gespannten Seil. –>
    http://goest.de/anti-akw.htm#blockade

  15. Antiatomico sagt:

    Castor und Grundrechte – von „Eichhörnchen“ Cécile Lecomte am 15.11.11

    Atomkraftgegnerin klagt gegen willkürliche Polizeimaßnahme im Vorfeld des Castortransportes
    –>
    http://scharf-links.de/42.0.html?&tx_ttnews%5Btt_news%5D=19751&tx_ttnews%5BbackPid%5D=56&cHash=6f3f83b361

  16. Antiatomico sagt:

    Gewalt gegen Castor-Gegner – Härter als die Polizei erlaubt (titelt der SPIEGEL :-o)
    –> http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,800225,00.html

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